Europa
Der Euroraum stand 2012 wesentlich unter dem Einfluss der Staatsschuldenkrise. Dementsprechend gestalteten sich die Konjunkturdaten eher schwach: Während die Wirtschaftsleistung in Europa anfangs noch stagnierte, ging sie im Verlauf des Jahres zurück, um im letzten Quartal schließlich kräftig einzubrechen. In fast allen Eurostaaten kam es zu einer Verschlechterung. Ein Zahlungsausfall Griechenlands konnte verhindert werden, indem sich die Befürworter der intensiven Sparmaßnahmen der Europäischen Union (EU) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Neuwahlen durchsetzten. Dafür gerieten Spanien und Italien durch dringend erforderliche Konsolidierungsmaßnahmen in eine schwere Rezession. Auch Frankreich zeigte sich wirtschaftlich deutlich geschwächt. In Deutschland ging die Konjunktur im Berichtsjahr ebenfalls spürbar zurück, allerdings ist sie im Vergleich zu den anderen Ländern der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) immer noch überdurchschnittlich. Das BIP im Euroraum sank 2012 nach Berechnungen der EZB um 0,5 %.
Mit der positiven Entscheidung des deutschen Bundesverfassungsgerichts konnte der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM) im Oktober 2012 seine Arbeit aufnehmen. Mit diesem und mit dem OMT (Outright Monetary Transactions)-Programm der EZB, dem neuen Ankaufprogramm für Staatsanleihen, wurden im Berichtsjahr bedeutsame Maßnahmen zur Eindämmung der Schuldenkrise eingeführt. Sie sind zugleich ein klares Bekenntnis zum Erhalt der Währungsunion. Ein weiterer Baustein zur Stabilisierung der Finanzmärkte wurde im Dezember 2012 mit der Einigung der EU-Finanzminister über die Architektur der zentralen Bankenaufsicht in der Eurozone gesetzt: Zukünftig sollen etwa 150 Geldhäuser der automatischen Kontrolle der EZB unterworfen sein. Darunter sind bis zu 30 deutsche Banken. Bereits im laufenden Jahr können Krisenbanken Mittel unmittelbar aus dem Rettungsfonds ESM erhalten. Die zentrale Aufsicht soll jedoch frühestens ab März 2014 ihre neue Aufgabe voll übernehmen.