Unser integriertes Unternehmenssteuerungssystem ist der Kern zur Umsetzung unserer strategischen Ziele. Im Zentrum stehen dabei speziell unsere Gewinn- und Wachstumsziele, die für die Gruppe und ihre Geschäftsfelder in der sogenannten Target Matrix zusammengefasst werden. Neben klassischen, bilanzorientierten IFRS-Kennzahlen enthält unser strategisches Zielsystem auch ökonomische Zielvorgaben, die aus unserem internen Kapitalmodell abgeleitet werden. Die Zielvorgaben werden regelmäßig analysiert und bei Bedarf, wie zum Beispiel im Zuge der Strategierevision für den Zyklus 2015 – 2017, angepasst. Dabei steht für uns die langfristige strategische Zielerreichung im Vordergrund.

Zielerreichung
Geschäftsfeld Eckdaten Ziele für 2014 Zielerreichung
    2014 2013 20121 Ø 2012-20142
Konzern Kapitalanlagerendite3 ≥ 3,2% 3,3 % 3,4 % 4,1 % 3,6 %
Eigenkapitalrendite4 ≥ 9,2% 14,7 % 15,0 % 15,4 % 15,0 %
Wachstum des Gewinns je Aktie (Periodenvergleich) ≥ 10% 10,1 % 5,4 % 40,2 % 17,6 %
Wertschöpfung je Aktie5 ≥ 10% 34,4 % 3,6 % 26,4 % 19,7 %
Schaden-Rückversicherung Bruttoprämien­wachstum6 3–5% 1,2 % 3,5 % 9,3 % 4,6 %
Kombinierte Schaden-/Kostenquote ≤ 96%7 94,7 % 94,9 % 95,8 % 95,1 %
  EBIT-Marge8 ≥ 10% 17,0 % 15,5 % 15,9 % 16,1 %
xRoCA9 ≥ 2% 10,7 % 4,7 % 6,0 % 7,2 %
Personen-Rückversicherung Bruttoprämien­wachstum10 5–7% 4,9 % 5,1 % 9,8 % 6,6 %
Neugeschäftswert (VNB) ≥ 180 Mio. EUR 448 Mio. EUR 309 Mio. EUR 314 Mio. EUR 357 Mio. EUR
EBIT-Marge8, 11
Financial Solutions/Longevity
≥ 2% 5,0 % 5,2 % 5,0 % 5,1 %
EBIT-Marge8, 11
Mortality/Morbidity
≥ 6% 4,8 % 1,2 % 5,2 % 3,8 %
xRoCA9 ≥ 3% 7,5 % 8,4 % -1,3 % 5,0 %

Mit der sogenannten Performance Excellence (PE) steht uns ein konzernweit einheitliches Verfahren zur Verfügung, das uns erlaubt, die Unternehmensentwicklung zu steuern und zu messen, inwieweit wir unsere strategischen Ziele erreicht haben. Von besonderer Bedeutung ist dabei der dezentrale Ansatz von PE: Jede einzelne Organisationseinheit definiert und hinterfragt stetig ihre Beiträge zur Umsetzung der Strategie für die Hannover Rück-Gruppe und entwickelt Initiativen zur Verbesserung.

System der wertorientierten Unternehmenssteuerung: Performance Excellence (PE) verbindet strategische und operative Ebene

Planungsprozess

Der Planungsprozess umfasst drei Ebenen, die in enger Beziehung zueinander stehen: Ergebnisse, Risiken und Ressourcen. Diese werden von den Verantwortlichen mit zentraler Unterstützung geplant und vom Vorstand überprüft und genehmigt. Auf Basis der Unternehmensstrategie und entsprechender Strategiebeiträge aller Markt- und Servicebereiche wird die Planung vom Vorstand beschlossen und abschließend im Konzern kommuniziert.

Zielvereinbarung

Die Vorgaben, die sich aus dem Planungsprozess ergeben, gehen in die individuellen Zielvereinbarungen der Führungskräfte ein. Bei der Zielvereinbarung berücksichtigen die Beteiligten neben standardisierten finanziellen Kennzahlen auch aus den strategischen Vorgaben abgeleitete nicht-finanzielle Größen.

Management Reporting

Das jährliche Management Reporting stellt detailliert für jeden einzelnen Markt- und Servicebereich wie auch für die beiden Geschäftsfelder Schaden- und Personen-Rückversicherung und die gesamte Gruppe das Maß der jeweiligen Zielerreichung dar. Auf dieser Basis findet eine Erfolgskontrolle statt, werden Verbesserungs- und Entwicklungspotenziale identifiziert sowie die im Rahmen der Zielvereinbarungen definierten erfolgsorientierten Vergütungskomponenten festgelegt.

Kapitalallokation

Basis der wertorientierten Steuerung ist die risikoadäquate Kapitalallokation auf die einzelnen Geschäftsaktivitäten. Diese ermöglicht es uns, die Übernahme von versicherungstechnischen Risiken und von Kapitalanlagerisiken sowohl unter individuellen Risiko-Rendite-Aspekten als auch vor dem Hintergrund unserer Gesamtrisikoneigung zu beurteilen. Unser ökonomisches Kapitalmodell liefert dafür die wesentlichen Parameter. Darüber hinaus spielen bei der Kapitalallokation neben geschäftspolitischen Aspekten auch externe Einflussfaktoren eine wichtige Rolle, wie Anforderungen von Aufsichtsbehörden und Ratingagenturen. Sie werden daher in Form von Nebenbedingungen auf den unterschiedlichen Verteilungsstufen berücksichtigt. Ausgehend von der Gesamtrisikosituation in der Gruppe wird das Kapital zunächst auf die Funktionsbereiche Versicherungstechnik und Kapitalanlage verteilt. Danach verteilen wir das Kapital innerhalb der Versicherungstechnik zunächst auf die Geschäftssegmente Schaden- und Personen-Rückversicherung und anschließend nach Risikokategorien bzw. nach Vertragsarten und Sparten auf die unterschiedlichen Rückversicherungsprodukte. So stellen wir sicher, dass bei der Beurteilung und Preiskalkulation unterschiedlicher Rückversicherungsprodukte unsere Gewinnziele in einheitlicher Form unter Einbezug von Risiko, Kosten und Rendite berücksichtigt werden.

IVC – die strategische Steuerungsgröße

Zur Feinsteuerung der Portefeuilles und der einzelnen Verträge wenden wir zeichnungsjahrorientierte Bewertungsprinzipien auf Basis der erwarteten Cashflows an, die den individuellen Charakteristika der Schaden- und Personen-Rückversicherung gerecht werden. Darüber hinaus ist, insbesondere aus Sicht des Aktionärs, die Zielerreichung im jeweiligen Geschäftsjahr von Interesse. Auf der Basis unseres ökonomischen Kapitalmodells, dem Fundament unserer Unternehmenssteuerung, wollen wir einen Gewinn erzielen, der oberhalb der Kapitalkosten liegt. Diesen Ertrag – die entscheidende Größe für die Steuerung unserer Geschäftstätigkeit – bezeichnen wir als ökonomische Wertschöpfung (Intrinsic Value Creation / IVC).

Die IVC-Kennzahl macht die Wertbeiträge des Konzerns, der beiden Geschäftsfelder und der einzelnen operativen Einheiten miteinander vergleichbar. Dies eröffnet uns die Möglichkeit, Wertschöpfer und Wertvernichter zuverlässig zu erkennen. So können wir

  • den Kapital- und Ressourceneinsatz optimieren,
  • Chancen und Risiken identifizieren sowie
  • die Strategiebeiträge hinsichtlich unserer anspruchsvollen Gewinn- und Wachstumsziele messen.

Der IVC-Wert berechnet sich nach folgender Formel:
Bereinigtes operatives Ergebnis – (alloziertes Kapital × gewichteter Kapitalkostensatz) = IVC

Das bereinigte operative Ergebnis setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: dem ausgewiesenen IFRS-Konzernergebnis nach Steuern und der Veränderung der Unterschiedsbeträge zwischen ökonomischer Bewertung und IFRS-Bilanzansatz. Mit letzterem berücksichtigen wir die unter IFRS nicht ergebniswirksamen Marktwertänderungen der Kapitalanlagen, Diskonteffekte der Schadenreserven und den sogenannten Embedded Value Not Recognised (EVNR) der Personen-Rückversicherung in der Wertermittlung. Zudem werden bereits im IFRS-Konzernergebnis berücksichtigte Zinsen auf Hybridkapital und das nicht beherrschenden Gesellschaftern zustehende Ergebnis wieder hinzugerechnet.

Erwirtschaftete Wertbeiträge und Überrenditen
in Mio. EUR20142013
IVCxRoCABerichteter IVCAnpas­sung1Finaler IVCxRoCA
Schaden-Rückversicherung616,210,7 %295,5-39,8255,74,7 %
Personen-Rückversicherung175,77,5 %226,62,0228,68,4 %
Kapitalanlagen2615,526,2 %108,6-10,598,15,6 %
Konzern1.401,512,0 %617,1-48,2568,95,4 %

Das allozierte Kapital setzt sich aus drei Komponenten zusammen: dem Eigenkapital einschließlich der Anteile nicht beherrschender Gesellschafter, den Unterschiedsbeträgen zwischen ökonomischer Bewertung und IFRS-Bilanzansatz sowie dem Hybridkapital. Nicht im Risiko stehendes Kapital (sogenanntes Excess-Kapital) bleibt dabei unberücksichtigt, d. h. es wird nicht auf die Geschäftsaktivitäten heruntergebrochen. Die Verteilung des Kapitals auf die ergebnisverantwortlichen Einheiten erfolgt wie zuvor beschrieben nach dem Risikogehalt des jeweiligen Geschäfts. Hierbei unterscheiden wir systematisch zwischen der Übernahme von versicherungstechnischen Risiken einerseits und Kapitalanlagerisiken andererseits. So werden im Rahmen der IVC-Berechnung den Geschäftssegmenten Schaden- und Personen-Rückversicherung jeweils nur risikofreie Zinserträge auf die generierten Cashflows zugeordnet. Die Kapitalanlageerträge, die über die risikofreien hinausgehen, werden insgesamt dem Funktionsbereich Kapitalanlage zugeordnet und nach Abzug der risikoadäquaten Kapitalkosten und der Verwaltungskosten im IVC berücksichtigt.

Für die Ermittlung des Kapitalkostensatzes gehen wir auf der Grundlage eines Capital-Asset-Pricing-Model (CAPM)-Ansatzes davon aus, dass die Opportunitätskosten des Investors 450 Basispunkte über dem risikofreien Zinssatz liegen, d. h., dass oberhalb dieser Grenze Wert geschaffen wird. Unser neues, ab 2015 geltendes strategisches Eigenkapitalrenditeziel von 900 Basispunkten über der risikofreien Rendite bedeutet damit bereits eine erhebliche Zielwertschöpfung. Wir setzen Eigenkapital sparsam ein und nutzen Eigenkapitalsubstitute zur Optimierung unserer durchschnittlichen Kapitalkosten. Mit 5,6 % weisen wir vergleichsweise niedrige durchschnittliche Kapitalkosten aus.

Da der Vergleich von absoluten Beträgen nicht immer aussagekräftig ist, haben wir zusätzlich zum IVC den xRoCA (Excess Return on Capital Allocated = Überrendite auf das allozierte Kapital) eingeführt. Dieser stellt den IVC im Verhältnis zum allozierten Kapital dar und zeigt uns die relative Überrendite, die über die gewichteten Kapitalkosten hinaus erwirtschaftet werden konnte.

 

Verlauf

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