Kennzahlen zur Personen-Rückversicherung
in Mio. EUR 2014 +/ - Vorjahr 2013 20121 2011 2010
Gebuchte Bruttoprämie 6.458,7 +5,1 % 6.145,4 6.057,9 5.270,1 5.090,1
Verdiente Nettoprämie 5.411,4 +1,0 % 5.359,8 5.425,6 4.788,9 4.653,9
Kapitalanlageergebnis 614,2 +0,4 % 611,5 685,1 512,6 508,2
Aufwendungen für Versicherungsfälle 4.636,2 +7,7 % 4.305,7 4.023,5 3.328,6 3.135,8
Veränderung der Deckungsrückstellung 28,6 –80,5 % 146,5 529,4 619,7 653,5
Aufwendungen für Provisionen 946,4 –19,0 % 1.169,0 1.098,0 985,8 1.022,8
Eigene Verwaltungskosten 175,7 +12,1 % 156,7 144,1 130,6 118,7
Sonstige Erträge und Aufwendungen 25,1 -42,9 -36,7 -19,2 53,0
Operatives Ergebnis (EBIT) 263,8 +75,3 % 150,5 279,0 217,6 284,4
Konzernergebnis 205,0 +24,8 % 164,2 222,5 182,3 219,6
Ergebnis je Aktie in EUR 1,70 +24,8 % 1,36 1,84 1,51 1,82
Selbstbehalt 83,9 % 87,7 % 89,3 % 91,0 % 91,7 %
EBIT-Marge2 4,9 % 2,8 % 5,1 % 4,5 % 6,1 %

Unser strategisches Geschäftsfeld Personen-Rückversicherung hat im abgelaufenen Berichtsjahr 45 % (Vorjahr: 44 %) der Konzernbruttoprämie ausgemacht. Dies zeigt deutlich die wesentliche Bedeutung dieser Sparte am Gesamtgeschäft der Hannover Rück. Durch die partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen mit unseren Kunden, unsere Expertise sowie unsere weltweite Präsenz erkennen wir nicht nur Trends und neue Märkte; wir gestalten diese auch und generieren nachhaltiges, profitables Wachstum.

Gesamtgeschäft

Das internationale Marktumfeld der Personen-Rückversicherung war in der zurückliegenden Berichtsperiode durch unterschiedliche Effekte geprägt. In den entwickelten Versicherungsmärkten wie den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Skandinavien hat der Konsolidierungsdruck auf die Gesellschaften zugenommen. Die angespannte Situation an den Kapital- und Finanzmärkten hat auch dazu beigetragen, dass sich das Standardgeschäft dort allgemein moderat entwickelt hat. Mit Blick auf die wesentlichen Schwellen- und Wachstumsmärkte ist zu beobachten, dass vermehrt regulatorische Maßnahmen implementiert wurden und werden, wodurch sich zunehmend neue Chancen ergeben. Dies zeigt sich insbesondere in Asien. Die verstärkt auftretenden regulatorischen Änderungen stellen die gesamte internationale Versicherungsbranche immer wieder vor neue Herausforderungen. Vielfach ist es erforderlich, etablierte Produktlösungen zu überarbeiten oder vollkommen neu aufzusetzen, um den neuen Anforderungen für alle beteiligten Parteien gerecht zu werden. Vor diesem Hintergrund hat sich das Personen-Rückversicherungsgeschäft der Hannover Rück sehr erfreulich entwickelt.

Unsere Bruttoprämieneinnahmen beliefen sich für das Berichtsjahr auf 6.458,7 Mio. EUR (6.145,4 Mio. EUR). Dies entspricht einem Zuwachs von 5,1 %. Mit einem um Währungskursschwankungen bereinigten Wachstum von 4,9 % haben wir die Erwartungen eines währungskursadjustierten Bruttoprämienwachstums von 5 % bis 7 % fast erreicht. Der Selbstbehalt hat sich in der abgelaufenen Periode plangemäß entwickelt und betrug 83,9 % (87,7 %). Das Nettoprämienvolumen verbesserte sich leicht um 1,0 % auf 5.411,4 Mio. EUR (5.359,8 Mio. EUR). Um Währungskurseffekte bereinigt hätte die Veränderung der Nettoprämie bei 0,7 % gelegen.

Das Kapitalanlageergebnis in der Personen-Rückversicherung setzt sich aus zwei Ertragskomponenten zusammen: Zum einen aus den selbstverwalteten Kapitalanlagen und zum anderen aus den bei Zedenten hinterlegten Depots. Für die selbstverwalteten Kapitalanlagen wurde im zurückliegenden Berichtsjahr ein Ergebnis von 258,5 Mio. EUR (269,1 Mio. EUR) erzielt und für die bei Zedenten hinterlegten Depots betrug das Ergebnis 355,7 Mio. EUR (342,4 Mio. EUR). Zusammen sind die Kapitalanlageerträge in der Personen-Rückversicherung um 0,4 % auf 614,2 Mio. EUR (611,5 Mio. EUR) leicht gestiegen. Dieses Ergebnis ist angesichts des anhaltend niedrigen Zinsniveaus und der entsprechend angespannten Kapitalmärkte besonders zufriedenstellend.

Das operative Ergebnis (EBIT) hat sich sehr erfreulich entwickelt. Im Vergleich zur Vorjahresperiode – die wesentlich von Belastungen im australischen Invaliditätsgeschäft gekennzeichnet war – ist das EBIT um 75,3 % signifikant gewachsen und hat sich mit 263,8 Mio. EUR (150,5 Mio. EUR) gegenüber 2013 wieder normalisiert.

Im Folgenden wird der Verlauf des Personen-Rückversicherungsgeschäfts im Detail dargestellt. Die Einteilung unseres Geschäfts erfolgt in die Kategorien Financial Solutions und Risk Solutions. Analog der Differenzierung nach biometrischen Risiken unterteilt sich Risk Solutions weiter in Longevity, Mortality und Morbidity und entspricht somit der Gliederung innerhalb unseres internen Risikomanagementsystems.

Financial Solutions

Rückversicherungslösungen, die auf das Kapital- und Liquiditätsmanagement unserer Kunden fokussiert sind und auf diese Weise u. a. bei der Finanzierung von Neugeschäft unterstützen und / oder zur Optimierung der Kapital- oder Solvenzstruktur beitragen, kategorisieren wir als Financial Solutions. Der Transfer biometrischer Risiken, obwohl immer vorhanden, steht bei dieser Rückversicherungsform weniger im Vordergrund.

Die Hannover Rück verfügt im Geschäftssegment Financial Solutions über eine langjährige Expertise und gehört u. a. im US-amerikanischen Markt zu den führenden Anbietern. Ein besonderes Merkmal unserer Geschäftsphilosophie ist es, dass wir kaum auf standardisierte Rückversicherungslösungen zurückgreifen. Insbesondere bei Financial-Solutions-Transaktionen bieten wir unsere individuell auf die Kundenbedürfnisse abgestimmten Finanzierungslösungen sowie Reserve- und Kapitalentlastungen an. Dadurch konnten wir unser Geschäft weiter ausbauen und einen erfreulichen Ergebnisbeitrag erreichen. Die strengen und komplexen aufsichtsrechtlichen Anforderungen im US-amerikanischen Versicherungsmarkt, der zu den entwickeltsten der Welt zählt, sind der wesentliche Einflussfaktor für die stabil hohe Nachfrage nach Financial Solutions sowie für die erfreuliche Entwicklung in diesem Geschäftsbereich. Darüber hinaus konnten wir in Asien – insbesondere in Japan und in China – unser Financial-Solutions-Geschäft erneut deutlich ausbauen. Ferner zeigen sich Erfolge auch auf dem afrikanischen Kontinent, wo wir einen substanziellen Bestand an Lebensversicherungspolicen eines führenden südafrikanischen Kunden übernommen haben. Ebenso waren in der abgelaufenen Berichtsperiode traditionelle Neugeschäftsfinanzierungen in Europa – u. a. auch in Süd- und Osteuropa – ein wesentlicher Treiber dieses Geschäftsbereichs. Hier konnten wir von einer großen Nachfrage nach individuellen, innovativen Finanzierungslösungen profitieren.

Insgesamt haben die beschriebenen Entwicklungen bedingt durch eine strikt ertragsorientierte Zeichnungspolitik zu einer um 16,7 % gesunkenen Bruttoprämie geführt. Dort, wo unsere Ertragsanforderungen nicht voll erfüllt werden konnten, haben wir bewusst auf Prämienvolumen verzichtet. Die Bruttoprämie für das Berichtsjahr betrug 1.295,2 Mio. EUR (1.554,3 Mio. EUR). Dies entspricht einem Anteil von 20,1 % an den gesamten in der Personen-Rückversicherung erzielten Bruttoprämieneinnahmen. Das EBIT blieb mit 74,6 Mio. EUR (128,5 Mio. EUR) deutlich hinter dem Wert des Vorjahres zurück.

Longevity

Unter der Reporting-Kategorie Longevity fassen wir sämtliches Renten- und Pensions-Rückversicherungsgeschäft zusammen, sofern hier die Langlebigkeitsrisiken die wesentlichen Risiken sind. Mit wenigen Ausnahmen decken wir mehrheitlich Policen in der Auszahlungsphase.

Unser Bestand besteht hauptsächlich aus Vorzugsrenten auf Basis von Einmalprämien sowie großvolumigen Rentenblöcken mit laufenden Prämienzahlungen, für die wir im Gegenzug die zukünftigen Rentenzahlungen leisten. In Großbritannien, dem für uns nach wie vor prämienmäßig größten Langlebigkeitsmarkt, ist die Nachfrage selektiver, und der Wettbewerb stärker geworden. Aufgrund unserer führenden Marktstellung, unserer jahrzehntelangen Erfahrung und unserer breitgefächerten Datenbasis sind wir gut positioniert und konnten trotz des zunehmenden Wettbewerbs profitable Geschäftsmöglichkeiten wahrnehmen. Begründet durch die globale demografische Entwicklung haben uns im abgelaufenen Berichtsjahr verstärkt konkrete Anfragen zur Übernahme von Langlebigkeitsportefeuilles außerhalb von Großbritannien erreicht. Unser internationales Know-how bewies sich beim Abschluss des ersten Rückversicherungsvertrags für Langlebigkeitsrisiken in Frankreich. Bei dieser Transaktion haben wir von einem führenden französischen Erstversicherer Pensionsverpflichtungen in der Größenordnung von rund 750 Mio. EUR übernommen. Im europäischen Markt sind insbesondere Solvency II orientierte Deckungen von Interesse. Im US-amerikanischen Markt sind neue, weitaus konservativere Annahmen zur Sterblichkeitsverbesserung veröffentlicht worden, wodurch der dortige Langlebigkeitsmarkt an Dynamik gewinnt. Unabhängig von der allgemeinen Nachfrage nach Langlebigkeitsprodukten in unterschiedlichen Regionen der Welt haben wir ein gestiegenes Interesse an Rückversicherungslösungen beobachtet, deren Zahlungsströme sich an der Entwicklung eines vertraglich definierten Index orientieren. In Anbetracht dieser vielfältigen positiven Entwicklungen konnten wir unsere Bruttoprämie für das internationale Longevity-Geschäft auf 1.012,0 Mio. EUR (884,7 Mio. EUR) erfreulich steigern. Dieser Zuwachs setzt sich in einem entsprechenden Ergebnisbeitrag (EBIT) von 23,7 Mio. EUR (-17,2 Mio. EUR) fort.



Entwicklung des Neugeschäftswerts (VNB)
EBIT-Marge pro Reporting-Kategorie
vs. Ziel-Margen 2014

Mortality und Morbidity

Im folgenden Abschnitt berichten wir konsolidiert über die Reporting-Kategorien Mortality und Morbidity. In den internationalen
(Rück-)Versicherungsmärkten werden diese beiden Risikoarten häufig in derselben Geschäftsbeziehung oder sogar unter demselben Rückversicherungsvertrag gedeckt, sodass eine gemeinsame Betrachtung sinnvoll ist.

Mortality

Unter der Reporting-Kategorie Mortality erfassen wir unser sterblichkeitsexponiertes Geschäft, welches traditionell das Kerngeschäft in der Personen-Rückversicherung darstellt und den größten Anteil an unserem gesamten Personen-Rückversicherungsgeschäft hat. Das Risiko, das wir als Rückversicherer übernehmen, besteht darin, dass die tatsächliche beobachtete Sterblichkeit negativ von der erwarteten abweicht. Zu unseren wichtigsten Märkten gehört der US-amerikanische Mortalitätsmarkt. Dort sind wir mit unserer Tochtergesellschaft seit über 30 Jahren ein etablierter und gefragter Geschäftspartner.

Unser US-amerikanisches Neugeschäft entwickelte sich überwiegend im Rahmen unserer Erwartungen. Die positive Entwicklung wesentlicher Teile unseres Bestandsgeschäfts wurde durch höhere Schadenerfahrungen in dem Bestandsgeschäft, welches Policen von vor 2005 deckt, aufgehoben. In Summe ist das Geschäft etwas unterhalb unserer Erwartungen geblieben.

Im europäischen Markt ist die Attraktivität für klassische, festverzinsliche Risikoprodukte wie Lebensversicherungen aufgrund des Niedrigzinsumfelds weiter gesunken. Besonders für den deutschen Rückversicherungsmarkt bleibt das Wachstum im Bereich der sterblichkeitsexponierten Risikolösungen begrenzt. Entsprechend positiv war daher die Entwicklung im Süden Europas zu beurteilen, wo das Mortality-Geschäft ungeachtet der allgemein angespannten Wirtschaftslage auf einem konstant hohen Niveau geblieben ist. Die hohe Qualität des Bancassurance- und Kreditlebensversicherungsgeschäfts in Italien geht einher mit dem konservativen Ansatz der Banken bei der Kreditvergabe seit dem Ausbruch der Finanzkrise. Eine weitere erfreuliche Entwicklung hat die schariakonforme Retakaful-Rückversicherung gezeigt, wo wir unser Geschäft und unsere marktführende Position weiter ausgebaut haben. In Osteuropa sowie in Asien haben wir in der zurückliegenden Berichtsperiode unser Mortalitätsgeschäft ebenfalls erfreulich ausweiten können. Speziell in einigen Staaten des lateinamerikanischen Markts sind die Rahmenbedingungen für die Zeichnung von Rückversicherungsgeschäft aufgrund des politischen Einflusses herausfordernder geworden. Wir konnten unser Geschäft dennoch in erfreulichem Maße steigern und unsere führende Position in den meisten Ländern halten. Die Bruttoprämie konnten wir so für das weltweite Mortality-Geschäft auf 2.949,5 Mio. EUR (2.833,5 Mio. EUR) steigern. Damit hat das Sterblichkeitsgeschäft mit 45,7 % den größten Anteil an unseren gesamten Bruttoprämieneinnahmen aus der Personen-Rückversicherung (6,5 Mrd. EUR).

Morbidity

Das Morbidity-Geschäft beinhaltet das Risiko der Verschlechterung des Gesundheitszustands einer Person durch Krankheit, Verletzung oder Gebrechlichkeit. Die Kategorie ist geprägt durch eine hohe Produktvielfalt, welche sich von Erwerbsunfähigkeits- über Berufsunfähigkeits- bis hin zu Pflegeversicherungen erstreckt.

Das Morbidity-Geschäft hat sich 2014 nach den negativen Einflüssen aus dem australischen Invaliditätsgeschäft in der Vorjahresperiode insgesamt normalisiert. Die marktweiten, intensiven Anstrengungen, den erhöhten Schadenerfahrungen entgegen zu wirken, haben erste positive Ausschläge gezeigt: Allerdings wird es voraussichtlich noch weitere Zeit dauern, bis die unterliegenden Verträge durchweg profitable Ergebnisse nach sich ziehen. Erfreulich ist jedoch die Umkehr des Negativtrends, der auf eine optimistische zukünftige Ergebnisentwicklung hindeutet. Die übrigen Regionen der Welt trugen derweil überwiegend positiv zum Wachstum des Morbidity-Geschäfts bei. In den Niederlanden haben wir beispielsweise nennenswerte Volumina zur Absicherung von Berufsunfähigkeit übernommen. Ebenfalls waren Berufsunfähigkeitspolicen im asiatischen Raum stark nachgefragt. In Korea verzeichneten wir für übernommene Morbiditätsrisiken schlechter als erwartete Schadenerfahrungen. Die generell zunehmende Nachfrage nach langfristigen Ratengarantien für derartige Risiken erfordert deshalb eine selektivere Zeichnungspolitik. Im indischen Markt hat sich das Mikroversicherungsgeschäft im Krankenversicherungsbereich sehr gut entwickelt. Diese Entwicklungen spiegeln sich in einem sehr erfreulichen Prämienwachstum von 37,7 % wider. Die Bruttoprämieneinnahmen im Geschäftsjahr stiegen deutlich auf 1.202,1 Mio. EUR (872,9 Mio. EUR).

Zusammengenommen konnten wir in den Reporting-Kategorien Mortality und Morbidity ein signifikantes Wachstum beim EBIT von 165,5 Mio. EUR (39,2 Mio. EUR) erzielen.

Unabhängig von der Geschäftsentwicklung der Personen-Rückversicherung in den Reporting-Kategorien gab es weitere erfreuliche Entwicklungen. Die Servicekomponente gewinnt - wie in vielen anderen Branchen auch - immer weiter an Bedeutung. Wir begegnen diesem Trend aktiv und konnten so zum Beispiel im vergangenen Berichtsjahr unsere Kunden durch unsere Kompetenz im Bereich des automatisierten Underwritings erfolgreich unterstützen. Im Bereich des medizinischen Underwritings thematisieren wir aktuelle und relevante medizinische Inhalte in unserem neuen NewsletterReCent“.

Weiterhin profitieren unsere Kunden von einer Überarbeitung eines Underwriting-Handbuchs, welches die Erstversicherer bei der Risikoeinschätzung unterstützt. Ebenfalls haben wir bei der Entwicklung alternativer, internetbasierter Vertriebskanäle in der Lebensversicherung vielversprechende Fortschritte erzielt, sodass sich in den nächsten Jahren erste positive Auswirkungen auf unser Geschäft zeigen sollten. Themen wie Big Data, die Nutzung von Informationen und technologischer Fortschritt sind für die (Rück-)Versicherungsbranche unverändert von wachsendem Interesse.

 

Verlauf

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