Im folgenden Abschnitt stellen wir das verfügbare ökonomische Kapital dem benötigten Risikokapital gegenüber. Die Hannover Rück ermittelt das ökonomische Eigenkapital als Differenz aus den marktkonsistenten Werten der Aktiva und Passiva. Die entsprechenden Bewertungsvorschriften finden weitgehend auch für den Intrinsic Value Creation (IVC) Anwendung (siehe Kapitel „Steuerungssystem“). Während für die meisten Kapitalanlagen Marktwerte vorliegen, erfordert die marktkonsistente Bewertung von Rückversicherungsverträgen ein spezifisches Bewertungsmodell. Wir ermitteln den marktkonsistenten Wert versicherungstechnischer Positionen als Barwert der mithilfe von versicherungsmathematischen Methoden projizierten Zahlungen. Dieser wird um einen Risikoaufschlag adjustiert und beinhaltet die Schwankung der zukünftigen Zahlungen. Diese Schwankungen resultieren aus Risiken, die nicht durch Kapitalmarktprodukte abgesichert werden können, wie etwa versicherungstechnische Risiken. Zur Diskontierung der Zahlungsströme verwenden wir risikofreie Zinsen, die aus den Renditen von Staatsanleihen mit höchster Bonität abgeleitet sind. Marktpreise für Optionen und Garantien, die in Versicherungsverträgen eingebettet sind, werden mit finanzmathematischen Optionsbewertungsmodellen ermittelt bzw. approximiert. Die verwendeten Verfahren sind dieselben, die auch bei der Berechnung unseres Market Consistent Embedded Value (MCEV) zum Einsatz kommen (für weitere Aussagen im Hinblick auf den Market Consistent Embedded Value verweisen wir auf unsere Darstellungen im Kapitel „Versicherungstechnische Risiken der Personen-Rückversicherung“). Die Bedeutung dieser Optionen und Garantien in unserem Portefeuille ist allerdings gering. Die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen in der folgenden Tabelle geben die Markt-Buchwert- Differenz derjenigen Kapitalanlagen an, die unter IFRS zu Buchwerten ausgewiesen werden. Sonstige Bewertungsanpassungen umfassen vor allem die latenten aktiven und passiven Steuern, die im Zusammenhang mit den Bewertungsanpassungen anfallen. Das verfügbare ökonomische Kapital, das als Haftungskapital für Versicherungsnehmer zur Verfügung steht, setzt sich zusammen aus dem ökonomischen Eigenkapital und dem Hybridkapital.

Das verfügbare ökonomische Kapital stieg im Betrachtungszeitraum von 11.143,9 Mio. EUR auf 12.443,9 Mio. EUR. Die wesentlichen Gründe dafür sind das erfolgreiche Geschäftsergebnis 2014, positive Effekte aus dem gegenüber dem Euro stärkeren US-Dollar sowie ein Anstieg der Bewertungsreserven der Kapitalanlagen in Folge reduzierter Kreditaufschläge und gesunkener Zinsen. Das niedrige Zinsumfeld führte durch einen Rückgang des Diskontierungseffektes der Schadenrückstellungen zu gegenläufigen Effekten bei den Bewertungsanpassungen für die Schaden-Rückversicherung. Zusätzlich ist die Bewertungsreserve für die Schaden-Rückversicherung aufgrund eines höheren Risikoaufschlags, der die gestiegenen Kapitalanforderungen in diesem Geschäftsfeld reflektiert, gesunken. Die Bewertungsanpassungen für die Personen-Rückversicherung änderten sich durch entgegengesetzte Effekte nur leicht. Hier steht der positiven Neugeschäftsentwicklung ein höherer Risikoaufschlag für die gestiegenen Sterblichkeits- und Langlebigkeitsrisiken gegenüber. Das verfügbare Kapitalaus nachrangigen Schuldverschreibungen ist im Betrachtungszeitraum aufgrund der Rückzahlung einer Hybridanleihe gesunken, die nur zum Teil durch eine Neuemission ersetzt worden ist.

Übergangsrechnung (ökonomisches Kapital/Eigenkapital)
in Mio. EUR 2014 2013
Eigenkapital 8.253,0 6.530,0
Bewertungsanpassungen Schaden-Rückversicherung 1.138,6 1.627,8
Bewertungsanpassungen Personen-Rückversicherung 1.540,7 1.116,5
Bewertungsanpassungen Kapitalanlagen eigenes Management 555,5 357,6
Bewertungsanpassungen für Steuern und Sonstige -1.030,4 -725,8
Ökonomisches Eigenkapital 10.457,4 8.906,1
Hybridkapital 1.986,5 2.237,8
Verfügbares ökonomisches Kapital 12.443,9 11.143,9

Das benötigte Risikokapital der Hannover Rück-Gruppe zum Zielsicherheitsniveau 99,97 % stieg im Berichtsjahr von 6.896,9 Mio. EUR auf 7.786,6 Mio. EUR. Der Großteil des Anstiegs resultierte aus einer modell- und volumenbedingten Erhöhung der Marktrisiken. Die Marktrisiken stiegen durch die Stärkung mehrerer Modellparameter im Kredit- und Spreadmodell sowie der Abhängigkeitsparameter zwischen den Risikofaktoren im Zusammenspiel mit einem durch die Wechselkursentwicklungen und die positiven Cashflows deutlich höherenKapitalanlagevolumen.

Die versicherungstechnischen Risiken der Schaden-Rückversicherung stiegen aufgrund des höheren Reservevolumens. Zusätzlich wurden Parameterstärkungen im Reserverisikomodell für Risiken am Ende der Abwicklung durchgeführt. Das Prämienrisiko (inkl. Katastrophenrisiko) veränderte sich kaum. Die Erhöhung der versicherungstechnischen Risiken in der Personen-Rückversicherung, insbesondere im Bereich der Langlebigkeitsrisiken, ergab sich vor allem aus dem höheren Geschäftsvolumen. Ebenso entwickelten sich die operationalen Risiken im Einklang mit den unterliegenden Geschäftsvolumina.

Die Forderungsausfallrisiken sanken infolge der besseren durchschnittlichen Bonität von Gegenparteien und eines geringeren Volumens ausstehender Forderungen gegenüber Retrozessionären. Teilweise wurde der Rückgang durch Modelländerungen wieder aufgehoben. Durch den Anstieg des benötigten Kapitals für fast alle Risikokategorien erhöhte sich auch der Diversifikationseffekt.

Das interne Kapitalmodell basiert auf aktuellen Verfahren aus der Versicherungs- und Finanzmathematik. Für versicherungstechnische Risiken können wir auf eine reichhaltige interne Datenhistorie zur Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen z. B. für das Reserverisiko zugreifen. Für Risiken aus Naturgefahren verwenden wir externe Modelle, die im Rahmen einer ausführlichen internen Begutachtung so angepasst werden, dass sie unser Risikoprofil möglichst gut abbilden. Im Bereich der Personen-Rückversicherung werden langfristige Zahlungsströme unter verschiedenen Szenarien ermittelt. Bei allen genannten Risiken greifen wir auf interne Daten zur Festlegung der Szenarien und Wahrscheinlichkeitsverteilungen zurück. Angereichert werden die internen Daten durch Parameter, die unsere internen Experten festlegen. Diese Parameter sind vor allem im Bereich extremer, bisher nicht beobachteter Ereignisse von Bedeutung.

Bei der Aggregation der einzelnen Risiken berücksichtigen wir Abhängigkeiten zwischen den Risikofaktoren. Abhängigkeiten entstehen zum Beispiel durch Marktschocks wie die Finanzkrise, die gleichzeitig viele Marktsegmente betreffen. Zudem können Marktphänomene wie Preiszyklen dafür sorgen, dass mehrere Betrachtungsperioden miteinander zusammenhängen. Wir gehen generell davon aus, dass nicht alle Extremereignisse gleichzeitig eintreten. Die Abwesenheit vollständiger Abhängigkeit wird als Diversifikation bezeichnet. Das Geschäftsmodell der Hannover Rück basiert unter anderem darauf, ein möglichst ausgewogenes Portefeuille aufzubauen, sodass möglichst hohe Diversifikationseffekte erzielt werden, und das Kapital effizient eingesetzt werden kann. Diversifikation besteht zwischen einzelnen Rückversicherungsverträgen, Sparten, Geschäftssegmenten und Risiken. Entsprechend dem Kapitalbedarf unserer Geschäftssegmente und Sparten und auf Basis ihres Beitrags zur Diversifizierung legen wir die zu erwirtschaftenden Kapitalkosten pro Geschäftseinheit fest.

Benötigtes Risikokapital
in Mio. EUR 2014 2013
Sicherheits­niveau 99,97% Sicherheits­niveau 99,5% Sicherheits­niveau 99,97% Sicherheits­niveau 99,5%
Versicherungstechnisches Risiko Schaden-Rückversicherung 5.023,1 3.101,1 4.459,9 2.738,6
Versicherungstechnisches Risiko Personen-Rückversicherung 3.327,2 1.906,9 2.607,3 1.434,3
Marktrisiko 5.141,9 3.521,6 3.609,5 2.032,9
Forderungsausfallrisiko 756,3 254,7 739,5 324,0
Operationales Risiko 595,4 382,7 510,7 296,8
Diversifikation -5.687,1 -3.299,6 -3.905,2 -2.187,7
Steuereffekte -1.370,2 -1.514,3 -1.124,8 -1.263,7
Benötigtes Risikokapital Hannover Rück-Gruppe 7.786,6 4.353,1 6.896,9 3.375,2
 

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