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Risikolandschaft der Hannover Rück

Die Risikolandschaft der Hannover Rück umfasst versicherungstechnische Risiken der Schaden- und Personen-Rückversicherung, Marktrisiken, Kreditrisiken, operationale Risiken sowie sonstige Risiken. Die spezifischen Risikoausprägungen und die wesentlichen Überwachungs- und Steuerungsmechanismen sind in den folgenden Kapiteln dargestellt.

Risikolandschaft der Hannover Rück

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Versicherungstechnische Risiken der Schaden-Rückversicherung

Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Risiken, die aus dem Geschäftsbetrieb der Vorjahre resultieren (Reserverisiko), und solchen, die sich aus dem Geschäftsbetrieb des aktuellen Jahres bzw. zukünftiger Jahre ergeben (Preis-/Prämienrisiko). Bei Letzterem spielt das Katastrophenrisiko eine besondere Rolle.

Ein wichtiges versicherungstechnisches Risiko ist das Reserverisiko, d. h. die Gefahr der Unterreservierung von Schäden und die sich daraus ergebende Belastung des versicherungstechnischen Ergebnisses. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, ermitteln wir unsere Schadenreserven auf Basis eigener aktuarieller Einschätzungen und bilden ggf. Zusatzreserven zu den von unseren Zedenten aufgegebenen Reserven sowie eine Spätschadenreserve für Schäden, die bereits eingetreten, uns aber noch nicht bekannt geworden sind.

Wesentlichen Einfluss auf die Spätschadenreserve haben die Haftpflichtschäden. Die Spätschadenreserve wird differenziert nach Risikoklassen und Regionen errechnet. Die Spätschadenreserve des Hannover Rück-Konzerns betrug im Berichtsjahr 4.795,2 Mio. EUR. Im Bereich der Asbest- und Umweltschäden handelt es sich um komplexe Berechnungsmethoden. Die Angemessenheit dieser Reserven kann mittels der Survival Ratio abgeschätzt werden. Diese Kennzahl drückt aus, wie viele Jahre die Reserven ausreichen würden, wenn die durchschnittliche Höhe der Schadenzahlungen der letzten drei Jahre fortdauern würde.

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Survival Ratio in Jahren und Rückstellungen für Asbest- und Umweltschäden in Mio. EUR
  2011 2010
  Einzelschaden-
rückstellungen
Spätschaden-
rückstellungen
Survival Ratio in Jahren Einzelschaden-
rückstellungen
Spätschaden-
rückstellungen
Survival Ratio in Jahren
Asbest- und Umweltschäden 28,4 194,0 25,9 29,1 182,5 22,8
Survival Ratio in Jahren und Rückstellungen für Asbest- und Umweltschäden in Mio. EUR
  2011 2010
  Einzelschaden-
rückstellungen
Spätschaden-
rückstellungen
Survival Ratio in Jahren Einzelschaden-
rückstellungen
Spätschaden-
rückstellungen
Survival Ratio in Jahren
Asbest- und Umweltschäden 28,4 194,0 25,9 29,1 182,5 22,8

Ein weiteres Instrument der Überwachung sind die von uns genutzten statistischen Abwicklungsdreiecke. Sie zeigen, wie sich die Rückstellung im Zeitablauf durch die geleisteten Zahlungen und die Neuberechnung der zu bildenden Rückstellung zum jeweiligen Bilanzstichtag verändert hat. Deren Angemessenheit wird aktuariell überwacht (vgl. hierzu Kapitel 5.7 „Versicherungstechnische Rückstellungen“). Eine Qualitätssicherung unserer eigenen aktuariellen Berechnungen zur Angemessenheit der Reservehöhe erfolgt jährlich zusätzlich durch externe Aktuars- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.

Zur teilweisen Absicherung von Inflationsrisiken hat die Hannover Rück Inflation Swaps (USD- und EUR-Zero-Coupon-Swaps) abgeschlossen. Mittels dieser derivativen Finanzinstrumente werden Teile der Schadenreserven gegen Inflationsrisiken abgesichert. Ein Inflationsrisiko besteht insbesondere darin, dass sich die Verpflichtungen (z. B. Schadenreserven) inflationsbedingt anders entwickeln könnten als bei der Reservebildung unterstellt. Erstmalig wurde ein Inflationsschutz im 2. Quartal 2010 mit einer Laufzeit von vier und fünf Jahren erworben. Eine Aufstockung erfolgte im 1. Quartal 2011 (Laufzeit acht Jahre).

Zur Einschätzung der für uns wesentlichen Katastrophenrisiken aus Naturgefahren (insbesondere Erdbeben, Stürme und Fluten) werden lizenzierte wissenschaftliche Simulationsmodelle eingesetzt, die wir durch die Expertise unserer Fachbereiche ergänzen. Ferner ermitteln wir das Risiko für unser Portefeuille durch verschiedene Szenarien in Form von Wahrscheinlichkeits­verteilungen. Die Überwachung der Naturgefahrenexponierung des Hannover Rück-Portefeuilles (Kumulkontrolle) wird durch realistische Extremschadenszenarien vervollständigt. Im Rahmen der Kumulkontrolle bestimmt der Vorstand auf Basis der Risikostrategie einmal im Jahr die Risikobereitschaft für Naturgefahren, indem der Teil des ökonomischen Kapitals festgelegt wird, der zur Abdeckung der Risiken aus Naturgefahren bereitsteht.

Limit/Schwellenwert für den 100- und 200-Jahres-Gesamtschaden und dessen Auslastung
Naturkatastrophen und Jahres-Gesamtschäden in Mio. EUR Limit
2011
Schwellenwert 2011 Ist-Wert (Juli 2011)
Alle Naturkatastrophenrisiken, Nettoexponierung      
100-Jahres-Gesamtschaden 1.010 909 762
200-Jahres-Gesamtschaden 1.230 1.107 925

Dies ist eine wesentliche Grundlage für unser Zeichnungsverhalten in diesem Segment.

Zur Risikolimitierung werden maximale Zeichnungslimite für verschiedene Extremschadenszenarien und Wiederkehrperioden festgelegt, wobei Profitabilitätskriterien berücksichtigt werden. Deren Einhaltung wird permanent durch das Group Risk Management sichergestellt. Der Risikoausschuss, der Vorstand und das für die Steuerung verantwortliche Gremium der Schaden-Rückversicherung werden regelmäßig über den Auslastungsgrad informiert. Das Limit und der Schwellenwert für den 100- und den 200-Jahres-Gesamtschaden sowie deren Auslastung wird in der obigen Tabelle dargestellt.

Großschäden1 2011
in Mio. EUR
Datum brutto netto
1
Naturkatastrophen sowie sonstige Großschäden über 5 Mio. EUR brutto
Erdbeben Japan 11. März 410,7 228,7
Flutschäden in Nord- und Zentral-Thailand 15. September - 1. November 234,5 195,7
Erdbeben Christchurch in Neuseeland 22. Februar 480,9 121,4
11 Feuerschäden   117,9 81,8
Flut Brisbane in Australien 10. - 31. Januar 64,7 53,9
Winterschäden in Mexiko 3. - 5. Februar 50,1 50,1
5 Transportschäden   91,4 47,1
Tornados im Mittleren Westen der USA 20. - 25. Mai 45,1 40,5
4 Luftfahrtschäden   58,1 34,4
Erdbeben Sumner in Neuseeland 13. Juni 42,7 29,8
Hurrikan Irene in USA und Karibik 20. - 29. August 33,8 25,9
Zyklon Yasi in Australien 2. - 3. Februar 23,1 16,7
Tornados im Süden der USA 27./28. April 22,6 14,6
Unwetter in Deutschland 24. - 26. August 15,1 10,0
Unwetter in Kopenhagen, Dänemark 2. Juli 11,5 7,8
Unruhen in Tunesien 1. - 31. Januar 7,1 7,1
Waldbrände in Alberta, Kanada 15. Mai 9,6 6,8
Winterschäden in den USA 31. Januar - 5. Februar 5,3 4,2
Unwetter in Ost- und Süddeutschland 11. September 5,4 4,2
Gesamt   1.729,6 980,7

Im Geschäftsjahr hatten wir die oben aufgeführten Großschäden zu verzeichnen.

Wir berücksichtigen im Rahmen unseres ganzheitlichen und geschäftsfeldübergreifenden Risikomanagements eine Vielzahl von Szenarien und Extremszenarien, ermitteln deren Auswirkung auf die Bestands- und Erfolgsgrößen, beurteilen sie im Vergleich zu den geplanten Werten und zeigen Handlungsalternativen auf.

Das Preis-/Prämienrisiko besteht in der Möglichkeit einer zufälligen Schadenrealisation, die von dem Schadenerwartungswert abweicht, der der Prämienkalkulation zugrunde gelegt wurde. Regelmäßige und unabhängige Überprüfungen der bei der Vertragsquotierung genutzten Modelle sowie zentrale und dezentrale Zeichnungsrichtlinien sind wichtige Steuerungselemente. Ferner werden regelmäßig Berichte über den Verlauf der jeweiligen Vertragserneuerungen durch die Marktbereiche der Hannover Rück erstellt. Dabei wird unter anderem berichtet über wesentliche Konditionsveränderungen, Risiken (z. B. unauskömmliche Prämien) und auch über sich ergebende Marktchancen sowie die zur Zielerfüllung verfolgte Strategie.

Stresstests für naturkatastrophen nach Retrozessionen in Mio. EUR 2011 2010
  Auswirkung auf den prognostizierten Gewinn
100-Jahres-Schaden Sturm Europa -63,2 -146,5
100-Jahres-Schaden Sturm USA -296,8 -259,8
100-Jahres-Schaden Sturm Japan -255,5 -189,4
100-Jahres-Schaden Erdbeben Tokio -237,4 -195,1
100-Jahres-Schaden Erdbeben Kalifornien -224,8 -233,1
100-Jahres-Schaden Erdbeben Sydney -89,6 -72,5


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Entwicklung der kombinierten Schaden-/Kosten- und Großschadenquote in %
  2011 2010 2009 2008 2007 2006 20051 20041,2 20031,2 20021,2
1
Inkl. Finanz-Rückversicherung und Specialty Insurance
2
Auf US GAAP-Basis
3
Naturkatastrophen sowie sonstige Großschäden über 5 Mio. EUR brutto für den Anteil des Hannover Rück-Konzerns in Prozent der verdienten Nettoprämie
Schaden-/Kostenquote der Schaden-Rückversicherung 104,3 98,2 96,6 95,4 99,7 100,8 112,8 97,2 96,0 96,3
davon Großschäden3 16,5 12,3 4,6 10,7 6,3 2,3 26,3 8,3 1,5 5,2
Entwicklung der kombinierten Schaden-/Kosten- und Großschadenquote in %
  2011 2010 2009 2008 2007 2006 20051 20041,2 20031,2 20021,2
1
Inkl. Finanz-Rückversicherung und Specialty Insurance
2
Auf US GAAP-Basis
3
Naturkatastrophen sowie sonstige Großschäden über 5 Mio. EUR brutto für den Anteil des Hannover Rück-Konzerns in Prozent der verdienten Nettoprämie
Schaden-/Kostenquote der Schaden-Rückversicherung 104,3 98,2 96,6 95,4 99,7 100,8 112,8 97,2 96,0 96,3
davon Großschäden3 16,5 12,3 4,6 10,7 6,3 2,3 26,3 8,3 1,5 5,2

Die kombinierte Schaden-/Kostenquote in der Schaden-Rückversicherung stellt die obige Tabelle dar.

Versicherungstechnische Risiken der Personen-Rückversicherung

Alle Risiken, die direkt mit dem Leben einer zu versichernden Person verbunden sind, werden als biometrische Risiken bezeichnet (insbesondere die Fehlkalkulation der Sterblichkeit, der Lebenserwartung, der Invalidität und der Berufsunfähigkeit); sie sind für uns wesentliche Risiken im Bereich der Personen-Rückversicherung. Da wir auch Abschlusskosten unserer Zedenten vorfinanzieren, sind für uns zudem auch Kredit-, Storno- und Katastrophenrisiken wesentlich. Wie auch im Bereich der Schaden-Rückversicherung bemisst sich die Rückstellung nach den Meldungen unserer Zedenten und wird zusätzlich auf der Basis von abgesicherten biometrischen Rechnungsgrundlagen festgelegt.

Durch Qualitätssicherungsmaßnahmen gewährleisten wir, dass die von den Zedenten nach lokaler Rechnungslegung kalkulierten Rückstellungen allen Anforderungen hinsichtlich Berechnungsmethoden und Annahmen (z. B. Verwendung von Sterbe- und Invaliditätstafeln, Annahmen zur Stornowahrscheinlichkeit) genügen. Neugeschäft zeichnen wir in sämtlichen Regionen nach den weltweit gültigen Zeichnungsrichtlinien, die detaillierte Regeln über Art, Qualität, Höhe und Herkunft der Risiken formulieren. Sie werden jährlich überarbeitet und vom Vorstand verabschiedet. Die Besonderheiten einzelner Märkte werden in speziellen Zeichnungsrichtlinien abgebildet.

Indem wir die Einhaltung dieser Zeichnungsrichtlinien überwachen, reduzieren wir das Risiko der Zahlungsunfähigkeit oder der Verschlechterung der Bonität von Zedenten. Bei Neugeschäftsaktivitäten und bei der Übernahme internationaler Bestände werden regelmäßige Überprüfungen und ganzheitliche Betrachtungen (z. B. von Stornorisiken) vorgenommen. Dank unserer vertraglichen Ausgestaltung ist das in der Lebenserstversicherung bedeutsame Zinsrisiko aufgrund gewährter Garantien für uns nur von geringer Bedeutung. Durch die von den lokalen Aufsichtsbehörden geforderten aktuariellen Berichte und Dokumentationen erfolgt zusätzlich eine regelmäßige Überprüfung auf der Ebene der Tochtergesellschaften.

Sensitivitätsanalyse des
Market Consistent Embedded Value (MCEV)1,2
1
Weitergehende Informationen können Sie den auf unserer Website veröffentlichten MCEV-Berichten entnehmen. Die Darstellung folgt den Prinzipien zur Veröffentlichung des MCEV, die das CFO Forum festlegt. Das CFO Forum ist eine internationale Organisation der Chief Financial Officer großer Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen.
2
Vor Konsolidierung, vor Anteilen nicht beherrschender Gesellschafter
Basiswert in Mio. EUR 2010 2009
Basiswert 3.891,0 3.390,3
Zinskurve +100 Basispunkte -0,5 % 2,2 %
Zinskurve -100 Basispunkte 0,3 % -2,2 %
Kosten -10 % 1,3 % 1,3 %
Storno +10 % -5,4 % -5,5 %
Storno -10 % 3,0 % 10,2 %
Sterblichkeit +5 % -14,4 % -15,5 %
Sterblichkeit -5 % 19,2 % 21,6 %

Der Market Consistent Embedded Value (MCEV) ist eine Kenngröße zur Bewertung von Lebenserst- und Lebensrückversicherungsgeschäft, die als Barwert der zukünftigen Aktionärserträge des weltweiten Personen-Rückversicherungsgeschäfts zuzüglich des zugeordneten Kapitals berechnet wird. Alle Risiken, die in diesem Geschäft enthalten sind, werden in der Berechnung so weit wie möglich berücksichtigt. Die Ermittlung des Market Consistent Embedded Value erfolgt auf Basis der im Oktober 2009 veröffentlichten Prinzipien des CFO-Forums. Die Tabelle zeigt den MCEV 2010 und dessen Sensitivitäten im Vergleich zu den entsprechenden Sensitivitäten des MCEV 2009. Für detaillierte Informationen verweisen wir auf den Market-Consistent-Embedded-Value-Bericht 2010, der in Abweichung zur hier angewandten Systematik Werte nach Anteilen nicht beherrschender Gesellschafter zeigt.

Die Veränderung des MCEV unter den dargestellten Szenarien beschreibt die geringe Volatilität in diesem Bereich und spiegelt den hohen Diversifikationsgrad unseres Portefeuilles wider. Zum 31. Dezember 2010 betrug der konsolidierte MCEV vor Anteilen nicht beherrschender Gesellschafter 2.711,9 Mio. EUR (2009: 2.210,8 Mio. EUR). Es ergibt sich ein Zuwachs in Höhe von 22,7 % (33,8 %). Das operative MCEV-Ergebnis betrug 299,5 Mio. EUR (178,5 Mio. EUR), der Wert des Neugeschäfts belief sich auf 153,4 Mio. EUR (83,9 Mio. EUR). Den MCEV für das Geschäftsjahr 2011 werden wir zeitgleich mit dem Bericht für das erste Quartal 2012 auf unserer Internetseite veröffentlichen.

Marktrisiken

Wir verfolgen eine Kapitalanlagepolitik, bei der die Stabilität der Rendite im Vordergrund steht. Dazu richten wir das Portefeuille an den Grundsätzen einer breiten Diversifikation und eines ausgewogenen Risiko-/Ertragsverhältnisses aus. Die Risiken im Kapitalanlagebereich umfassen insbesondere das Markt-, das Kreditausfall- und das Liquiditätsrisiko. Zu den Marktpreisrisiken zählen vor allem die Aktienkurs-, Zinsänderungs- und Währungsrisiken.

Um den Werterhalt unserer selbstverwalteten Kapitalanlagen sicherzustellen, überwachen wir fortlaufend die Einhaltung eines portefeuilleübergreifenden Frühwarnsystems auf Basis einer klar definierten Ampelsystematik. Dieses System setzt die seit Jahresbeginn aufgelaufenen Marktwertschwankungen und Realisierungsergebnisse aus den Kapitalanlagen in Beziehung zu einem maximalen Verlustwert unter Berücksichtigung von klar abgestuften Schwellenwerten. Diese sind im Einklang mit unserem Risikoappetit eindeutig definiert und führen, wenn eine entsprechende Marktwertentwicklung überschritten wird, zu festgelegten Aktionen. Trotz des teilweise schwierigen Kapitalmarktumfelds im Berichtsjahr bewegte sich unser Frühwarnsystem stets oberhalb der Eskalationsstufen (vgl. Grafik unten).

Auslastung des Triggersystems

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Ein weiteres wichtiges Instrument zur Überwachung und Steuerung der Marktpreisrisiken ist die kurzfristige Verlustwahrscheinlichkeit gemessen als Value at Risk (VaR). Seine Berechnung erfolgt auf Basis historischer Daten, z. B. der Volatilität der selbstverwalteten Wertpapierpositionen und der Korrelation dieser Risiken. Im Rahmen dieser Berechnungen wird der Rückgang des Marktwerts unseres Portefeuilles mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit und innerhalb eines bestimmten Zeitraums simuliert. Der nach diesen Grundsätzen ermittelte VaR der Hannover Rück-Gruppe gibt den Marktwertverlust unseres selbstverwalteten Wertpapierportefeuilles an, der innerhalb von zehn Handelstagen mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % nicht überschritten wird. Zur Berechnung der VaR-Kennzahlen für den Hannover Rück-Konzern wird ein Multifaktor-Modell verwendet. Es basiert auf Zeitreihen ausgewählter repräsentativer Marktparameter (Aktienkurse, Renditekurven, Spreadkurven, Währungskurse, Rohstoffkurse und makroökonomische Variablen). Alle Anlagepositionen werden auf Einzelpositionsebene innerhalb des Multifaktor-Modells abgebildet; verbleibende Residualrisiken (z. B. Marktpreisrisiken, die nicht direkt durch das Multifaktor-Modell erklärt werden) lassen sich durch Rückwärtsrechnung ermitteln und werden in die Gesamtrechnung einbezogen.

Das Modell berücksichtigt folgende Marktrisikofaktoren:

  • Zinsrisiko,
  • Credit-Spread-Risiko,
  • systematisches Aktienrisiko,
  • spezifisches Aktienrisiko,
  • Rohstoffrisiko,
  • optionsspezifisches Risiko.

Im Berichtsjahr haben die Marktpreisrisiken angesichts größerer Volatilitäten zugenommen. Durch eine weiterhin breite Risikodiversifizierung und die Liquidierung unseres Aktienportefeuilles im ersten Quartal bewegt sich unser Value at Risk mit 1,2 % (0,7 %) zum Ende des Berichtszeitraums dennoch klar unter dem Value-at-Risk-Oberlimit unserer Kapitalanlagerichtlinien von 1,5 %.

Value at Risk des Kapitalanlageportefeuilles im Hannover Rück-Konzern

Value at Risk des Kapitalanlageportefeuilles im Hannover Rück-Konzern Grafik vergrößern zoom

Um neben den Normalszenarien bei der Ermittlung des VaR auch Extremszenarien abbilden zu können, werden Stresstests durchgeführt. Hierbei werden die Verlustpotenziale auf Marktwerte und Eigenkapital (vor Steuern) auf Basis bereits eingetretener oder fiktiver Extremereignisse simuliert. Weitere wesentliche Risikosteuerungsmaßnahmen sind neben den diversen Stresstests, die das Verlustpotenzial unter extremen Marktbedingungen abschätzen, Sensitivitäts- und Durationsanalysen und unser Asset-Liability-Management (ALM). Das interne Kapitalmodell liefert uns die quantitative Unterlegung der Kapitalanlagestrategie sowie verschiedene VaR-Kalkulationen. Zusätzlich sind taktische Durationsbänder installiert, innerhalb derer das Portefeuille opportunistisch entsprechend den Markterwartungen positioniert wird. Es liegt eine unmittelbare Verknüpfung zwischen den Vorgaben für diese Bänder und unserer ermittelten Risikotragfähigkeit vor.

Szenarien der Zeitwertentwicklung wesentlicher Kapitalanlagepositionen   in Mio. EUR
  Szenario Bestands-
änderung auf Marktwertbasis
Eigenkapital-
veränderung vor Steuern
Aktien Aktienkurse -10 % -4,0 -4,0
  Aktienkurse -20 % -8,1 -8,1
  Aktienkurse +10 % 4,0 4,0
  Aktienkurse +20 % 8,1 8,1
       
Festverzinsliche Wertpapiere Renditeanstieg +50 Basispunkte -560,3 -388,8
  Renditeanstieg +100 Basispunkte -1.095,0 -759,0
  Renditerückgang -50 Basispunkte 581,7 403,9
  Renditerückgang -100 Basispunkte 1.188,5 826,0
       
Immobilien Immobilienmarktwert -10 % -59,1 -12,8
  Immobilienmarktwert +10 % 59,1 12,8

Nähere Informationen zu den Risikokonzentrationen unserer Kapitalanlagen können den Tabellen zur Ratingstruktur der festverzinslichen Wertpapiere sowie zu den Währungen, in denen die Kapitalanlagen gehalten werden, entnommen werden. Wir verweisen auf unsere Darstellungen in Kapitel 5.1 „Selbstverwaltete Kapitalanlagen“.

Aktienkursrisiken resultieren aus der Möglichkeit ungünstiger Wertveränderungen von Aktien, Aktienderivaten bzw. Aktienindexderivaten in unserem Bestand. Im ersten Quartal haben wir unser gesamtes Portefeuille börsennotierter Aktien vor dem Hintergrund eines bereits sehr volatilen Marktumfelds veräußert. Seitdem haben wir nur in sehr geringem Maße im Rahmen strategischer Beteiligungen entsprechende Neuinvestitionen getätigt. Die Szenarien der Aktienkursänderungen haben somit nur einen äußerst kleinen Einfluss auf unser Portefeuille. Durch konsequente Diversifikation streuen wir die Risiken. Wir verweisen auf unsere Darstellungen in Kapitel 5.1 „Selbstverwaltete Kapitalanlagen“.

Der Bestand der festverzinslichen Wertpapiere ist dem Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Sinkende Marktrenditen führen zu Marktwertsteigerungen bzw. steigende Marktrenditen zu Marktwertsenkungen des festverzinslichen Wertpapierportefeuilles. Zusätzlich besteht das Credit-Spread-Risiko. Als Credit Spread wird die Zinsdifferenz zwischen einer risikobehafteten und einer risikolosen Anleihe bei gleichbleibender Bonität bezeichnet. Änderungen dieser am Markt beobachtbaren Risikoaufschläge führen analog der Änderungen der reinen Marktrenditen zu Marktwertänderungen der entsprechenden Wertpapiere.

Währungsrisiken bestehen insbesondere dann, wenn ein Währungsungleichgewicht zwischen den versicherungstechnischen Verbindlichkeiten und den Aktiva besteht. Durch eine weitgehende Kongruenz der Währungsverteilung zwischen Aktiv- und Passivseite reduzieren wir dieses Risiko auf Basis der Einzelbilanzen des Konzerns. Daher ist die Quantifizierung des Währungsrisikos nicht im kurzfristigen Value at Risk enthalten. Wir stellen regelmäßig die Verbindlichkeiten pro Währung den bedeckenden Aktiva gegenüber und optimieren die Währungsbedeckung unter Berücksichtigung relevanter Nebenbedingungen durch Umschichtung der Kapitalanlagen. Verbleibende Währungsüberhänge werden systematisch im Rahmen der ökonomischen Modellierung quantifiziert und überwacht. Eine detaillierte Darstellung der Währungsaufteilung unserer Kapitalanlagen erfolgt in Kapitel 5.1 „Selbstverwaltete Kapitalanlagen“.

Immobilienrisiken ergeben sich daraus, dass es zu negativen Wertveränderungen von direkt oder über Fondsanteile gehaltenen Immobilien kommen kann. Diese können durch eine Verschlechterung spezieller Eigenschaften der Immobilie oder einen allgemeinen Marktwertverfall (z. B. die US-Immobilienkrise) hervorgerufen werden. Die Bedeutung von Immobilienrisiken hat für uns aufgrund unseres kontinuierlichen Engagements in diesem Bereich wieder zugenommen. Wir streuen diese Risiken durch breit diversifizierte Investitionen in hochqualitative Märkte Deutschlands, Europas und der USA.

Derivative Finanzinstrumente setzen wir nur in sehr geringem Umfang ein. Hauptzweck solcher Finanzinstrumente ist die Absicherung gegen mögliche negative Kapitalmarktsituationen. Im Berichtsjahr haben wir zur Absicherung eines Teils der Inflationsrisiken unserer versicherungstechnischen Schadenreserven Inflation Swaps genutzt. Ein geringer Anteil unserer Zahlungsströme aus dem Versicherungsgeschäft blieb darüber hinaus wie im Vorjahr über Devisentermingeschäfte gesichert.

Um Kreditrisiken aus der Anwendung dieser Geschäfte zu vermeiden, werden die Verträge ausschließlich mit erstklassigen Kontrahenten abgeschlossen und die Exponierungen gemäß den restriktiven Vorgaben aus den Anlagerichtlinien kontrolliert.

Kreditrisiken

Das Kreditrisiko besteht primär in der Gefahr des vollständigen oder partiellen Ausfalls der Gegenpartei und dem damit verbundenen Zahlungsausfall. Dabei ist auch das sogenannte Migrationsrisiko von Bedeutung, das aus der Möglichkeit einer Reduzierung der Bonität der Gegenpartei resultiert und sich in einer Veränderung des Marktwertes bemerkbar macht. Da das von uns übernommene Geschäft nicht immer vollständig im Selbstbehalt verbleibt, sondern nach Bedarf retrozediert wird, ist das Kreditrisiko auch in der Rückversicherung für uns von Bedeutung. Um es möglichst gering zu halten, werden unsere Retrozessionäre unter Bonitätsgesichtspunkten sorgfältig ausgewählt und überwacht. Dies gilt auch für unsere Maklerbeziehungen, die z. B. durch die Möglichkeit eines Verlusts der durch den Zedenten an den Makler gezahlten Prämie bzw. durch mögliche Doppelzahlungen von Schäden mit einem Risiko behaftet sind. Wir reduzieren diese Risiken beispielsweise, indem wir Maklerbeziehungen auf Kriterien wie Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung, Zahlungsverhalten und ordnungsgemäße Vertragsabwicklung überprüfen. Die Bonität der Retrozessionäre wird dabei fortlaufend überwacht. Ein Security-Komitee beschließt auf der Basis dieser laufenden Überwachung gegebenenfalls Maßnahmen zur Besicherung von Forderungen, wenn sich diese ausfallgefährdet darstellen. Eine webbasierte Risikomanagement-Applikation unterstützt diesen Prozess, indem sie Abgabenlimite für die einzelnen an den Schutzdeckungsprogrammen beteiligten Retrozessionäre vorgibt und die noch freien Kapazitäten für kurz-, mittel- und langfristiges Geschäft ermittelt (Abgabensteuerung). Je nach Art und erwarteter Dauer der Abwicklung des rückversicherten Geschäfts fließen bei der Auswahl der Rückversicherer neben Mindestratings der Ratingagenturen Standard & Poor’s und A. M. Best auch interne und externe Experteneinschätzungen ein (z. B. Marktinformationen von Maklern). Insgesamt schützen Retrozessionen unser Kapital, sie stabilisieren und optimieren unsere Ergebnisse und erlauben uns, Marktchancen breiter wahrzunehmen, z. B. nach einem Großschadenereignis. Durch regelmäßige Besuche bei unseren Retrozessionären verfügen wir nicht nur über einen zuverlässigen Marktüberblick, sondern auch über die Fähigkeit, auf Kapazitätsveränderungen schnell zu reagieren. Durch diesen engen Kontakt zu unseren Retrozessionären sind wir in der Lage, eine stabile Erneuerungsprognose abzugeben. Der Anteil der übernommenen Risiken, den wir nicht retrozedieren, der Selbstbehalt, hat sich in den letzten Jahren wie oben dargestellt entwickelt.

Selbstbehalt der gebuchten Bruttoprämie       in %
  2011 2010 2009 2008 2007
Hannover Rück-Konzern 91,2 90,1 92,6 89,1 87,4
Schaden-Rückversicherung 91,3 88,9 94,1 88,9 85,3
Personen-Rückversicherung 91,0 91,7 90,7 89,3 90,8

Neben der klassischen Retrozession in der Schaden-Rückversicherung transferieren wir auch Risiken in den Kapitalmarkt.

Kreditrisiken sind aber auch im Hinblick auf unsere Kapitalanlagen sowie innerhalb der Personen-Rückversicherung von Bedeutung, weil wir Abschlusskosten unserer Zedenten vorfinanzieren. Unsere Zedenten, Retrozessionäre und Maklerbeziehungen, aber auch unsere Kapitalanlagen werden deshalb unter Bonitätsgesichtspunkten sorgfältig bewertet, eingegrenzt und im Rahmen eines Limit- und Schwellenwertsystems laufend überwacht und gesteuert.

Die wesentlichen Steuerungskennzahlen des Kreditrisikos stellen sich wie folgt dar:

  • 90,9 % unserer Retrozessionäre sind mit einem sogenannten Investment-Grade-Rating klassifiziert („AAA“ bis „BBB“).
  • 89,7 % verfügen über ein Rating in der Kategorie „A“ oder besser.
  • Seit dem Jahr 2007 konnten wir die Höhe der Forderungen um insgesamt 37,3 % senken.
  • Unsere Forderungen aus dem in Rückdeckung gegebenen Geschäft sind zu 38,8 % durch Depots oder Avalbürgschaften gesichert. Bei den meisten unserer Retrozessionäre sind wir auch Rückversicherer, d. h. es besteht meist ein Aufrechnungspotenzial mit eigenen Verbindlichkeiten.
  • Bezogen auf die wesentlichen Gesellschaften des Hannover Rück-Konzerns waren zum Bilanzstichtag 276,9 Mio. EUR (8,8 %) unserer Abrechnungsforderungen aus dem Rückversicherungsgeschäft in Höhe von 3.142,1 Mio. EUR älter als 90 Tage.
  • Die durchschnittliche Ausfallquote der letzten drei Jahre betrug 0,1 %.
Kennzahlen zur Überwachung und Steuerung unserer Kreditrisiken
Steuerungskennzahlen 2011 2010 2009 2008 2007
1
(Eigenkapital + Hybridkapital)/verdiente Nettoprämie
2
Hybridkapital/Eigenkapital
3
EBIT/Zinszahlungen auf Hybridkapital
4
Netto-Rückstellungen/verdiente Nettoprämie
Solvabilitätsspanne1 68,25 % 69,5 % 60,4 % 66,7 % 72,6 %
Eigenkapitalüberdeckung2 30,9 % 36,5 % 32,1 % 41,3 % 35,0 %
Zinsbedienungsfähigkeit3 8,5x 13,8x 14,9x 1,9x 12,0x
Rückstellungen/Prämie4 292,7 % 275,1 % 270,1 % 312,4 % 291,3 %
Kombinierte Schaden-/Kostenquote der Schaden-Rückversicherung 104,3 % 98,2 % 96,6 % 95,4 % 99,7 %

Aus der Retrozession ergeben sich Ansprüche, die wir gegenüber unseren Retrozessionären haben. Diese Rückversicherungsforderungen – die Anteile der Rückversicherer an der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle – belaufen sich zum Bilanzstichtag auf 1.550,6 Mio. EUR (1.025,3 Mio. EUR).

Forderungen aus dem Rückversicherungsgeschäft zum Bilanzstichtag

Forderungen aus dem Rückversicherungsgeschäft zum Bilanzstichtag Grafik vergrößern zoom

In der Grafik oben werden unsere Rückversicherungsforderungen – unterteilt nach Ratingqualität – gegenüber unseren Retrozessionären dargestellt. Auch wenn die Rückversicherungsforderungen 2011 gegenüber dem Vorjahr – aufgrund der hohen Großschadenbelastung – gestiegen sind, so ergibt sich für die vergangenen Jahre dennoch eine deutlich rückläufige Tendenz mit einer durchschnittlichen Reduzierung von 11 % pro Jahr.

In 5.4 „Versicherungstechnische Aktiva“, Kapitel Kapitel 5.6 „Sonstige Vermögenswerte“ sowie Kapitel 6.2 „Ergebnis der Kapitalanlagen“ finden Sie weitere Erläuterungen zu den am Bilanzstichtag nicht wertberichtigten, jedoch als fällig eingestuften versicherungstechnischen und sonstigen Vermögenswerten und den wesentlichen außerplanmäßigen Abschreibungen des Berichtsjahres.

Bei den Kapitalanlagen ergeben sich Kreditrisiken aus der Gefahr eines Ausfalls (Zins und/oder Tilgung) oder der Änderung der Bonität (Ratingreduzierung) der Emittenten von Wertpapieren. Einer ausgesprochen breiten Diversifikation kommt bei uns ebenso eine zentrale Bedeutung zu wie einer Bonitätsbeurteilung anhand der in den Kapitalanlagerichtlinien festgelegten Qualitätskriterien.

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Zusammensetzung der festverzinslichen Wertpapiere nach Ratingklassen1
1
Über Investmentfonds gehaltene Wertpapiere sind anteilig mit ihren jeweiligen Einzelratings berücksichtigt.
Ratingklassen Staatsanleihen Anleihen halbstaatlicher Institutionen Unternehmensanleihen Hypothekarisch/ dinglich gesicherte Schuldverschreibungen
  in % in Mio. EUR in % in Mio. EUR in % in Mio. EUR in % in Mio. EUR
AAA 35,9 1.986,3 55,8 3.577,7 2,2 190,8 66,7 3.091,5
AA 45,4 2.506,7 40,1 2.576,9 15,9 1.366,9 23,4 1.086,0
A 11,9 658,2 3,0 195,6 52,2 4.483,2 2,4 109,7
BBB 4,7 259,0 0,6 35,8 25,1 2.155,6 3,1 143,1
< BBB 2,1 117,5 0,5 34,0 4,6 393,8 4,4 202,5
Gesamt 100,0 5.527,7 100,0 6.420,0 100,0 8.590,3 100,0 4.632,8
Zusammensetzung der festverzinslichen Wertpapiere nach Ratingklassen1
1
Über Investmentfonds gehaltene Wertpapiere sind anteilig mit ihren jeweiligen Einzelratings berücksichtigt.
Ratingklassen Staatsanleihen Anleihen halbstaatlicher Institutionen Unternehmensanleihen Hypothekarisch/ dinglich gesicherte Schuldverschreibungen
  in % in Mio. EUR in % in Mio. EUR in % in Mio. EUR in % in Mio. EUR
AAA 35,9 1.986,3 55,8 3.577,7 2,2 190,8 66,7 3.091,5
AA 45,4 2.506,7 40,1 2.576,9 15,9 1.366,9 23,4 1.086,0
A 11,9 658,2 3,0 195,6 52,2 4.483,2 2,4 109,7
BBB 4,7 259,0 0,6 35,8 25,1 2.155,6 3,1 143,1
< BBB 2,1 117,5 0,5 34,0 4,6 393,8 4,4 202,5
Gesamt 100,0 5.527,7 100,0 6.420,0 100,0 8.590,3 100,0 4.632,8

Die Kreditrisiken messen wir zunächst anhand der marktüblichen Kreditrisikokomponenten, insbesondere der Ausfallwahrscheinlichkeit und der möglichen Verlusthöhe, wobei wir etwaige Sicherheiten sowie den Rang der einzelnen Titel entsprechend ihrer jeweiligen Wirkung berücksichtigen. Im Anschluss bewerten wir die Kreditrisiken zuerst auf Ebene der einzelnen Wertpapiere (Emissionen) und in weiteren Schritten zusammengefasst auf Emittentenebene.

Zur Begrenzung des Adressenausfallrisikos definieren wir unterschiedliche Limite auf Emittenten- bzw. Emissionsebene sowie in Form von dezidierten Rating-Quoten. Ein umfangreiches Risikoreporting sorgt für eine zeitnahe Berichterstattung an die mit der Risikosteuerung betrauten Funktionen.

Die installierten Messungs- und Überwachungsmechanismen stellen eine vorsichtige, breit diversifizierte Anlagestrategie sicher. Dies manifestiert sich u. a. darin, dass sich die Exponierungen in Staatsanleihen oder staatlich garantierte Titel der sogenannten GIIPS-Staaten (Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien) auf Marktwertbasis innerhalb unserer selbstverwalteten Kapitalanlagen nur auf 385,3 Mio. EUR summieren. Dies entspricht einem Anteil von 1,3 %. Auf die einzelnen Staaten entfallen dabei die folgenden Anteile: Spanien 309,4 Mio. EUR, Irland 36,6 Mio. EUR, Italien 20,7 Mio. EUR und Portugal 18,7 Mio. EUR. Auf diese Bestände mussten keine außerplanmäßigen Abschreibungen vorgenommen werden. Anleihen griechischer Emittenten haben wir nicht mehr im Bestand.

Auf Marktwertbasis wurden 3.305,2 Mio. EUR der von uns gehaltenen Unternehmensanleihen von Firmen der Finanzindustrie begeben. Hiervon entfallen 2.731,9 Mio. EUR auf Banken. Der überwiegende Teil dieser Bankanleihen (75,7 %) ist mit einem Rating von „A“ oder besser bewertet. Es befinden sich keine direkt gezeichneten Kreditderivate in unserem selbstverwalteten Kapitalanlageportefeuille.

Operationale Risiken

Operationale Risiken bestehen in der Gefahr von Verlusten aufgrund unzulänglicher oder fehlerhafter interner Prozesse, mitarbeiterbedingter, systembedingter oder auch externer Vorfälle. Operationale Risiken werden primär durch eine angemessene Prozesssteuerung überwacht. Die Bewertung dieser Gefahrenpotenziale erfolgt auf Basis von Expertenschätzungen, die durch das zentrale Risikomanagement plausibilisiert werden. Diese Einschätzungen ermöglichen uns eine Priorisierung der operationalen Risiken. Im Rahmen der Überwachung dieser Risiken legen wir einen besonderen Schwerpunkt auf die folgenden Einzelrisiken.

Geschäftsprozessrisiken bestehen in der Gefahr von unzulänglichen oder fehlerhaften internen Prozessen, z. B. durch mangelnde Datenqualität. Datenqualität ist ein kritischer Erfolgsfaktor, insbesondere im Risikomanagement, weil alle Unternehmensprozesse auf den zur Verfügung gestellten Informationen basieren. Oberstes Ziel unseres Datenqualitätsmanagements ist die nachhaltige Verbesserung und die Sicherstellung der Datenqualität innerhalb des Hannover Rück-Konzerns zum Beispiel durch regelmäßige Datenqualitätsprüfungen. Im Rahmen unseres Prozessmanagements werden ergänzend die übergreifenden und hausweiten Prozesse stetig optimiert und standardisiert.

Compliance-Risiken bestehen aus der Gefahr von Verstößen gegen Normen und Anforderungen, bei deren Nichtbeachtung Klagen oder behördliche Verfahren mit einer nicht unerheblichen Beeinträchtigung der Geschäftstätigkeit des Hannover Rück-Konzerns drohen (z. B. Steuer-, Kartell-, Embargo- oder Aufsichtsrecht). Unsere Mitarbeiter und Partner haben die Möglichkeit, bei Verdacht auf Gesetzesverstöße, die die Hannover Rück betreffen, diesen anonym über unser elektronisches Hinweisgebersystem zu melden. Die Compliance-Stelle der Hannover Rück erhält über solche Meldungen Kenntnis und kann so den Verdachtsmomenten nachgehen. Die Verantwortlichkeiten innerhalb der Compliance-Organisation sind konzernweit geregelt und in einem Handbuch dokumentiert. Der Prozess wird durch regelmäßige Compliance-Berichte dokumentiert und durch Schulungsprogramme ergänzt. Wir gehen davon aus, dass durch die Einführung von Solvency II – neben besseren Geschäftschancen – auch höhere aufsichtsrechtliche Anforderungen an unser Risikomanagement entstehen werden. Wir haben deshalb umfassende interne Kontrollen und fortgeschrittene Risikomangementmethoden implementiert und verfolgen zum Beispiel die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem „Own Risk and Solvency Assessment“ sehr genau.

Als Spezialist für Rückversicherung betreiben wir in ausgewählten Marktnischen Erstversicherungsgeschäft als Ergänzung zu unseren Rückversicherungsaktivitäten. Wie in der Rückversicherung arbeiten wir hierbei grundsätzlich mit Partnern aus dem Erstversicherungsbereich, zum Beispiel mit Erstversicherungsmaklern sowie Zeichnungsagenturen, zusammen. Hieraus entstehen Vertriebskanalrisiken, die jedoch durch eine sorgfältige Auswahl der Agenturen, verbindliche Zeichnungsrichtlinien und regelmäßige Prüfungen reduziert werden.

Betrugsrisiken ergeben sich aus der Gefahr vorsätzlicher Verletzungen von Gesetzen oder Regeln durch Mitarbeiter (interner Betrug) und/oder durch Externe (externer Betrug). Risikoreduzierend wirken dabei das prozessintegrierte interne Kontrollsystem sowie die konzernweiten und linienunabhängigen Prüfungen der internen Revision.

Die Funktions- und Wettbewerbsfähigkeit des Hannover Rück-Konzerns ist maßgeblich der Kompetenz und dem Engagement unserer Mitarbeiter zu verdanken. Zur Reduzierung der Personalrisiken achten wir in besonderer Weise auf Qualifikation, Erfahrung und Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeiter und fördern diese durch ausgezeichnete Personalentwicklungs- und Führungsarbeit. Durch regelmäßige Mitarbeiterbefragungen, Überwachung von Fluktuationsquoten und die Durchführung von Austrittsinterviews werden diese Risiken frühzeitig erkannt und Handlungsspielräume geschaffen.

Informationstechnologierisiken bzw. Informationssicherheitsrisiken bestehen unter anderem in der Gefahr einer unzulänglichen Integrität, Vertraulichkeit oder Verfügbarkeit von Systemen und Informationen. Eine ernste Gefahr für den Hannover Rück-Konzern sind beispielsweise Schäden, die durch unbefugte Eingriffe in IT-Systeme oder auch durch Computerviren verursacht werden. Angesichts des breiten Spektrums dieser Risiken existieren vielfältige Steuerungs- und Überwachungsmaßnahmen und organisatorische Vorgaben. Unter anderem werden unsere Mitarbeiter für solche Sicherheitsrisiken durch praxisorientierte Hilfestellungen, zum Beispiel für den sicheren Versand von Informationen per E-Mail, sensibilisiert.

Vorrangiges Ziel bei der Reduzierung der Betriebsunterbrechungsrisiken ist die schnellstmögliche Rückkehr in den Normalbetrieb nach einem Krisenfall, z. B. durch Umsetzung vorhandener Notfallplanungen. Auf Basis international anerkannter Standards haben wir die grundlegenden Rahmenbedingungen für den Hannover Rück-Konzern definiert und unter anderem einen Krisenstab, als temporäres Gremium für den Krisenfall, eingerichtet. Das System wird durch regelmäßige Übungen und Tests ergänzt.

Aus einer teilweisen oder vollständigen Ausgliederung von Funktionen und/oder Dienstleistungen ergeben sich Funktionsausgliederungsrisiken. Aufsichtsrechtliche und verbindliche interne Regelungen minimieren diese Risiken. Alle mit einer Ausgliederung verbundenen Risiken müssen identifiziert, bewertet (z. B. durch eine Leistungsbewertung) und angemessen gesteuert und kontrolliert werden.

Sonstige Risiken

Im Bereich der sonstigen Risiken sind für uns hauptsächlich die zukünftigen Risiken (Emerging Risks), die strategischen Risiken sowie die Reputations- und Liquiditätsrisiken wesentlich.

Emerging Risks sind dadurch gekennzeichnet, dass ihr Risikogehalt, insbesondere im Hinblick auf unseren versicherungstechnischen Vertragsbestand, noch nicht verlässlich beurteilt werden kann. Solche Risiken entwickeln sich allmählich von schwachen Signalen zu eindeutigen Tendenzen. Daher sind Risikofrüherkennung und anschließende Beurteilung von entscheidender Bedeutung. Zur Früherkennung haben wir einen effizienten bereichs- und spartenübergreifenden Prozess entwickelt und die Anbindung an das Risikomanagement sichergestellt. Die operative Durchführung erfolgt durch eine gesondert dafür eingerichtete und mit Spezialisten besetzte Arbeitsgruppe. Die Analysen dieser Arbeitsgruppe werden konzernweit genutzt, um gegebenenfalls notwendige Maßnahmen ableiten zu können (z. B. vertragliche Ausschlüsse oder die Entwicklung neuer Rückversicherungsprodukte). Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe werden beispielsweise die Risiken, die aus dem Entstehen von Großstädten und Ballungsräumen, den sogenannten Megacities, erwachsen, analysiert. Das Wachstum dieser Städte ist mit verschiedenen Problemen wie einem steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Energie und Wohnraum verbunden. Diese Problemfelder können auch Auswirkungen auf unseren Vertragsbestand haben, und zwar nicht nur in Form von Risiken, sondern auch von Chancen, z. B. einer erhöhten Nachfrage nach Rückversicherungsprodukten. Weitere Emerging Risks sind zum Beispiel Klimawandel, Nanotechnologie, politische Unruhen, Gesetzesänderungen und Veränderungen in regulatorischen Anforderungen oder auch Pandemien.

Strategische Risiken ergeben sich aus einem möglichen Missverhältnis zwischen der Unternehmensstrategie des Hannover Rück-Konzerns und den sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen des Umfelds. Ursachen für ein solches Ungleichgewicht können z. B. falsche strategische Grundsatzentscheidungen, eine inkonsequente Umsetzung der festgelegten Strategien und Geschäftspläne oder eine falsche Ressourcenallokation sein. Wir überprüfen deshalb regelmäßig unsere Unternehmensstrategie in einem mehrstufigen Verfahren und passen unsere Prozesse und die abgeleiteten Richtlinien bei Bedarf an. Zur operativen Umsetzung der strategischen Leitlinien haben wir Erfolgskriterien und Kennzahlen festgelegt, die für die Erfüllung der jeweiligen Ziele maßgebend sind. Unserem Strategiezyklus entsprechend haben wir in diesem Jahr unsere Strategie überprüft und den aktuellen Erfordernissen angepasst. Der geschäftsbereichsübergreifende Teil, der unsere zehn strategischen Grundsätze enthält, stellt die Realisierung unserer Vision sicher: Festigung und Ausbau unserer Position als eine der führenden, weltweit tätigen und überdurchschnittlich erfolgreichen Rückversicherungsgruppen. Die Geschäftsfeldstrategien konkretisieren den Beitrag der Geschäftsfelder zur Erreichung der übergreifenden Ziele. Mit dem „Strategy-Cockpit“ steht den verantwortlichen Führungskräften eine Strategie-Software zur Verfügung, die sie bei der Planung, Formulierung und Steuerung von strategischen Zielen und Maßnahmen unterstützt. Mehr darüber finden Sie im Kapitel „Unsere Strategie“.

Reputationsrisiken betreffen die Gefahr, dass das Vertrauen unserer Kunden, Aktionäre, Mitarbeiter oder auch der Öffentlichkeit in unser Unternehmen verloren geht. Dieses Risiko kann die Geschäftsgrundlage des Hannover Rück-Konzerns potenziell gefährden. Eine gute Unternehmensreputation ist daher eine Grundvoraussetzung für unser Kerngeschäft als Rückversicherer. Der Aufbau einer positiven Reputation dauert häufig Jahrzehnte, die Beschädigung oder gar Zerstörung der Reputation kann hingegen innerhalb kürzester Zeit erfolgen. Der Eintritt eines Reputationsverlusts kann zum Beispiel durch eine öffentlich gewordene Datenpanne oder einen Betrugsfall verursacht werden. Zur Risikominimierung setzen wir auf eine Vielzahl unterschiedlicher Verfahren, wie zum Beispiel unsere verbindlich festgelegten Kommunikationswege, eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit, erprobte Prozesse für definierte Krisenszenarien sowie unsere etablierten Geschäftsgrundsätze. Unsere Regelungen für den Umgang mit sozialen Netzwerken (Social Media) sowie unsere in der Nachhaltigkeitsstrategie definierten Grundsätze zum verantwortungsvollen und nachhaltigen Wirtschaften ergänzen unser Instrumentarium.

Unter dem Liquiditätsrisiko verstehen wir die Gefahr, nicht in der Lage zu sein, unseren finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit nachkommen zu können. Das Liquiditätsrisiko besteht aus dem Refinanzierungsrisiko – dass benötigte Zahlungsmittel nicht oder nur zu erhöhten Kosten zu beschaffen sind – und dem Marktliquiditätsrisiko – dass Finanzmarktgeschäfte aufgrund mangelnder Marktliquidität nur zu einem schlechteren Preis als erwartet abgeschlossen werden können. Wesentliche Elemente der Liquiditätssteuerung unserer Kapitalanlagen sind zum einen die Steuerung der Laufzeitenstruktur unserer Kapitalanlagen auf Basis der geplanten Auszahlungsprofile aus den versicherungstechnischen Verpflichtungen und zum anderen die regelmäßigen Liquiditätsplanungen sowie die Anlagestruktur der Kapitalanlagen.

Jenseits der absehbaren Auszahlungen könnten unerwartete, außerordentlich hohe Auszahlungen eine Liquiditätsgefahr darstellen. Jedoch sind im Rückversicherungsgeschäft wesentliche Ereignisse (Großschäden) in der Regel mit einer gut planbaren Vorlaufzeit auszuzahlen. Dennoch haben wir im Rahmen unserer Liquiditätssteuerung Bestände definiert, welche sich auch in Finanzstresssituationen wie der Finanzkrise 2008 als hoch liquide erwiesen haben. Unser Bestand an freien deutschen, englischen und US-amerikanischen Staatsanleihen sowie an Geldbeständen war während des Berichtsjahres größer als mögliche Auszahlungen für unterstellte Extremereignisse, sodass auch für den unwahrscheinlichen Fall des Zusammentreffens von Finanzkrisen und der Notwendigkeit eines schnell auszuzahlenden Extremereignisses unsere Liquidität gewährleistet ist. Der Bestand der Liquiditätsreserve betrug zum Bilanzstichtag mehr als 1,8 Mrd. EUR. Darüber hinaus steuern wir die Liquidität des Bestands durch eine laufende Kontrolle der Liquidität der Bestandstitel, welche monatlich und ad hoc verifiziert wird. Dank dieser Maßnahmen erfolgt eine wirksame Reduzierung des Liquiditätsrisikos.

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