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Die weltwirtschaftliche Expansion hat sich im Verlauf des Jahres 2015 leicht abgeschwächt und lag mit 3,1 % knapp unter dem Niveau des Vorjahrs (3,4 %). Auch wenn es damit nicht zu dem zwischenzeitlich erwarteten Einbruch der Weltkonjunktur kam, ist dies der schwächste Wachstumswert seit dem Krisenjahr 2009.

Die entwickelten Volkswirtschaften wuchsen insgesamt weiter moderat, wobei sich die konjunkturelle Dynamik zwischen den Ländern und Regionen deutlich unterschied: Wie bereits im Vorjahr blieb das Wachstum in den USA stark. Auch in Großbritannien zeigte sich die Konjunktur trotz einer leicht verlangsamten Expansion weiterhin intakt. Ebenfalls positiv entwickelte sich die Wirtschaft im Euroraum; allerdings blieb die konjunkturelle Dynamik hier nach wie vor insgesamt gering. Zwar haben sich vereinzelte Rahmenbedingungen wie die Beschäftigungssituation leicht verbessert; für einen grundsätzlich positiven Aufwärtsimpuls reichte dies allerdings nicht aus. Deutlich abgeschwächt hat sich die Konjunktur in Japan.

Das Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern zeigte sich 2015 schwächer, wobei sich zum Jahresende hin erste Zeichen einer Stabilisierung festmachen ließen. Vor allem das erste Halbjahr war gekennzeichnet von ausgeprägten konjunkturellen Eintrübungen: In Russland und Brasilien verschärfte sich die Rezession. In China kam im Zuge drastischer Kursverluste an den Aktienmärkten Mitte des Jahres die Sorge auf, dass auch die chinesische Wirtschaft in einen krisenhaften Anpassungsprozess geraten könnte. Auch wenn sich dieses Szenario im zweiten Halbjahr so nicht einstellte, zeigte das Wachstum in den Schwellenländern eine eher moderate Dynamik. In Russland gab es zuletzt Anzeichen für eine Stabilisierung der Produktion. Unverändert schwierig blieb die Situation aber in Lateinamerika.

USA

Die US-Wirtschaft konnte im vergangenen Jahr ihren positiven Trend weiterhin stabilisieren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg 2015 noch einmal um 0,3 Prozentpunkte auf 2,5 % (2,2 %). Dabei war das Wirtschaftswachstum zunächst schwächer in das Jahr gestartet. Die Aufwertung des Dollars beeinträchtigte den Außenhandel der USA, die Ausrüstungsinvestitionen gingen zurück und auch der Konsum schwächte sich zunächst leicht ab. Auf das Gesamtjahr gesehen konnte sich die Konjunktur aber wieder deutlich stabilisieren. Der private Konsum nahm wieder zu und auch der Staat erhöhte seine Ausgaben. Auf einen anhaltenden konjunkturellen Aufwärtstrend weist die Entwicklung am Arbeitsmarkt hin, wo die Arbeitslosenquote inzwischen auf 5,0 % gesunken ist.

Europa

Das Wirtschaftsklima im Euroraum konnte sich leicht erholen: Das Wachstum erhöhte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 1,5 %. Dazu trug die verbesserte Entwicklung von Ländern bei, die 2014 noch erkennbare Wachstumsschwierigkeiten hatten. So konnte Italien nach seinem schwachen Vorjahr wieder mit 0,7 % ein Positivwachstum verzeichnen und Frankreich seine Expansion wieder über die Ein-Prozent-Marke führen. Deutlich zog die Konjunktur in Spanien an mit einem Wachstum von 3,1 %. Erneut zulegen konnte auch der Wachstumsspitzenreiter Irland mit 6,5 %. Griechenland kämpft nach der schwer errungenen Einigung mit den Geldgeberstaaten mit der Umsetzung der Sparpläne und dürfte 2015 allenfalls ein Nullwachstum erreichen.

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt verbesserte sich weiter. Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit im Euroraum sank auf 11,0 %, wobei es nach wie vor zwischen den Ländern große Unterschiede gibt. Mit besonders hohen Arbeitslosenzahlen zu kämpfen hat neben Griechenland weiterhin Spanien: Bei beiden Ländern liegt die Quote bei über 20 %. Der Verbraucherpreisanstieg ging gegenüber dem Vorjahr noch einmal zurück auf 0,1 %.

Deutschland

Die deutsche Wirtschaft befand sich 2015 in einem verhaltenen Aufschwung. Im ersten Halbjahr expandierte sie in Raten, die dem Produktionspotenzial entsprechen. Im dritten Quartal verlor die konjunkturelle Dynamik dann zeitweilig an Schwung. Über das Jahr gesehen wuchs die Wirtschaft um 1,8 %. Gestützt wurde die Expansion weiter vom privaten Konsum.

Dieser profitierte von der spürbaren Ausweitung der Beschäftigung, steigenden Reallöhnen und einem sinkenden Rohölpreis. Konsumfördernde Faktoren waren zudem die nach wie vor sehr niedrigen Zinsen, die Einführung des Mindestlohns sowie erweiterte Transferzahlungen. Die Investitionstätigkeit nahm eher verhalten zu, mit steigender Tendenz zum Jahresende. Ungeachtet des mäßigen weltwirtschaftlichen Expansionstempos stiegen die Exporte kräftig. Wesentlichen Anteil daran hatten die Erholung im Euroraum und die Abwertung des Euro. Der deutsche Arbeitsmarkt erholte sich weiter: So befand sich die Zahl der Beschäftigten mit jahresdurchschnittlich 43 Millionen Personen (+0,8 %) auf einem Rekordhoch. Die Zahl der Erwerbslosen sank 2015 unter zwei Millionen; dies ist ein Rückgang von 6,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Asien

Wesentlich beeinflusst durch die Konjunkturschwäche Chinas sowie durch rückläufige Rohstoffpreise zeigten die asiatischen Schwellenländer 2015 insgesamt ein moderates Expansionstempo. In China sank das Wachstum im ersten Quartal auf das niedrigste Niveau seit 2008, was im Sommer an den Kapitalmärkten zu signifikanten Verunsicherungen führte. Auf das Gesamtjahr gesehen konnte sich die Industrieproduktion jedoch stabilisieren, und auch der Einkaufsmanagerindex signalisierte eine stabile Entwicklung. Dementsprechend verzeichnete China für 2015 ein Wachstum von 6,8 %. In den vergangenen Monaten mehrten sich allerdings die Anzeichen, dass die Konjunkturdaten das Abbremsen der Wirtschaft nicht voll erfassen. So weist die Deflation der Produzentenpreise auf erhebliche Überkapazitäten in der Industrie und im Bausektor hin. Ein weiteres Problem bleibt die hohe Verschuldung des Privatsektors. Auch die Unternehmensverschuldung zog deutlich an. Die erheblichen Kurseinbrüche zum Beginn des laufenden Jahres scheinen diese Einschätzung zu bestätigen.

Indien konnte seine Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr weiter auf 7,2 % ausbauen. Angetrieben wurde die Entwicklung vor allem von den Sektoren Immobilien, Finanzen und Versicherungen. Aber auch das verarbeitende Gewerbe, der staatliche sowie der private Konsum trugen zu der positiven Entwicklung bei.

Die Wirtschaft in Japan litt 2015 weiter unter der schwachen Nachfrage aus den Schwellenländern und entwickelte sich demzufolge schwach. Über das Jahr gesehen verzeichnete die Volkswirtschaft ein leichtes Wachstum von 0,7 %.

Kapitalmärkte

Die Euro-Schuldenkrise wirkte sich 2015 nur noch indirekt auf die Kapitalmärkte aus. Deutlich mehr geprägt waren diese durch ein hohes Maß an Unsicherheit im Hinblick auf eine mögliche Zinswende in den USA und eine weitere Ausweitung der Geldpolitik in Europa. Ein zurückgehendes Wachstum der chinesischen Wirtschaft sorgte für Verunsicherung an den Aktienmärkten. Hinzu kamen fallende Rohstoffpreise durch veränderte Angebotsstrukturen in einer sich uneindeutig entwickelnden Weltwirtschaft. Unsicherheit zog sich ebenso durch die Bewertung der Märkte für Unternehmensanleihen – insbesondere in den sogenannten Emerging Markets – und sorgte für gestiegene Risikoaufschläge. In der Folge wurde die expansive Zinspolitik der Zentralbanken in unseren Hauptwährungsräumen Euro und US-Dollar weitergeführt. So beließ die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für den Euroraum nach der Senkung auf 0,05 % im Vorjahr während des gesamten Berichtszeitraums auf diesem niedrigen Niveau. Trotz des von vielen Marktteilnehmern erwarteten ersten Zinserhöhungsschrittes der US-Notenbank (Fed) ist die US-Zinspolitik noch im Vergleich zur Historie als expansiv zu bezeichnen. Allerdings beendete die Fed bereits im vierten Quartal 2014 ihre Stützungskäufe von Anleihen am US-Bondmarkt, während die EZB ein eben solches Programm im März 2015 für den Euro-Staatsanleihenmarkt startete.

Bei deutschen Staatsanleihen waren in kürzeren Laufzeiten nochmals leichte Renditerückgänge zu beobachten. Weiterhin ergaben sich für diese somit bis in den mittleren Laufzeitenbereich hinein negative Nettorenditen. Beispielsweise ging die Rendite für dreijährige Bundesanleihen im Verlauf des Jahres von -0,1 % auf -0,3 % zurück. Diese Rückgänge wurden durch die Erwartungen des Markts hinsichtlich weiterer aktiver Markteingriffe seitens der EZB begünstigt, aber auch durch hohe Liquidität in den Märkten und die Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Bei US-amerikanischen Staatsanleihen waren im kurz- bis mittelfristigen Bereich leichte Renditeanstiege zu beobachten; längere Laufzeiten zeigten sich im Jahresvergleich eher stabil. So stieg die Rendite einjähriger US-Staatsanleihen im Laufe des Jahres von 0,2 % auf 0,6 %. Dieser Anstieg ist primär auf die Erwartung der Markteilnehmer zu weiteren Zinsschritten der Fed zurückzuführen. Britische Staatsanleihen zeigen über den Berichtsraum gesehen praktisch keine Veränderungen. Bei den im Fokus stehenden europäischen Staaten mit höheren Risikoaufschlägen ergab sich erneut weitgehend ein Bild der Erholung. Die Risikoaufschläge bei den Unternehmensanleihen unserer Hauptwährungsräume stiegen im Jahresverlauf aufgrund der Entwicklungen in den Schwellenländern in Kombination mit den Rohstoffpreisen zum Teil deutlich an.

Die für uns durch den begrenzten Wiederaufbau eines Aktienportefeuilles im dritten Quartal des Berichtszeitraums wieder stärker in den Fokus gerückten Aktienmärkte verzeichneten im Verlauf des Jahres erneut teils historische Höchststände, wobei es vor allem dem deutschen Markt gelang, über das Jahr hinweg deutliche Kursgewinne zu verzeichnen. Die US-Indizes hingegen traten im Jahresvergleich eher auf der Stelle. Geprägt waren vor allem die europäischen Märkte durch die weiterhin expansive Geldpolitik der EZB und die Suche der Investoren nach renditeträchtigen Anlagen. Die hohen Kursniveaus können letztlich aber nur zum Teil durch fundamentale Kenngrößen erklärt werden. Insgesamt zeigten sich die Aktienmärkte überwiegend robust gegenüber Krisenmeldungen. Lediglich die zunehmenden Sorgen um eine abnehmende chinesische Wirtschaftskraft im Zusammenspiel mit einbrechenden Rohstoffpreisen sorgten im August für einen merklichen Einbruch der Aktienmärkte. Dieser erwies sich für uns als vorteilhaft, da wir ihn für den bereits geplanten Wiederaufbau eines Aktienportefeuilles nutzen konnten. Die globalwirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin von diversen Unsicherheiten und Risiken gekennzeichnet. Insbesondere die globale Heterogenität durch unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen und lokale Krisenherde wie im Nahen Osten und in der Ukraine sind hier als Ursachen zu nennen. Diese Unterschiede werden noch gefördert durch den starken Verfall des Ölpreises, der zum einen der Wirtschaft der Länder mit hohem Energieverbrauch zugutekommt, andererseits jedoch den Haushalt erdölfördernder Länder gefährdet. Auch die gestiegene Terrorgefahr ist ein zu beobachtender Faktor, auch wenn die Kapitalmärkte auf diesen bisher eher robust reagiert haben.

Der Euro fiel im Jahresverlauf gegenüber dem US-Dollar erneut deutlich von 1,22 USD auf 1,09 USD. Gegenüber dem britischen Pfund gab der Euro trotz deutlicher unterjähriger Schwankungen auf Jahressicht allenfalls leicht nach. Gegenüber dem australischen und dem kanadischen Dollar konnte er sogar Verluste des Vorjahres teilweise wieder wettmachen. Diese Entwicklung ist durchaus auch in der anhaltenden Rohstoffschwäche in Zusammenhang mit deren Exportanteil in den Handelsbilanzen der Länder zu sehen.

Eine ausführlichere Kommentierung der Entwicklung der Kapitalanlagen für die Hannover Rück geben wir im Kapitel „Kapitalanlagen“.

 

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