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Brief des Vorstandsvorsitzenden

Verehrte Aktionäre,
sehr geehrte Damen und Herren,

Ulrich Wallin, Vorsitzender des Vorstands (Foto) Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands

das Geschäftsjahr 2011 war für die weltweit tätigen Rückversicherer von einer außerordentlich hohen Belastung durch Schäden aus Naturkatastrophen geprägt. Nach Marktinformationen überschritten die versicherten Großschäden im Berichtsjahr den Wert von 100 Milliarden US-Dollar. Nach dem Jahr 2005, als die versicherten Katastrophenschäden noch etwas höher waren, ist dies der zweithöchste Wert in der Geschichte der Versicherungs- und Rückversicherungsindustrie.

Diese nüchternen Zahlen vermögen die verheerenden Auswirkungen dieser Naturkatastrophen nicht annähernd zu beschreiben. Viel dramatischer ist die Betroffenheit der Menschen, die in den von den Naturkatastrophen heimgesuchten Gebieten leben. Nicht nur ist es zu dem tragischen Tod einer großen Anzahl von Menschen gekommen. Auch vielen der Überlebenden haben die Naturgewalten die wirtschaftlichen Grundlagen für das tägliche Leben entzogen. Besonders zu erwähnen sind hier die verheerenden Erdbeben in Neuseeland und ganz besonders in Japan. Als Rückversicherer können wir solche Katastrophen nicht verhindern. Aber vielleicht können die Schaden­zahlungen der Rückversicherungsindustrie an der einen oder anderen Stelle wenigstens die wirtschaftlichen Auswirkungen der Katastrophen etwas mildern. Für uns war es daher wichtig, dass wir auch nach den Schäden ein verlässlicher Partner unserer Kunden bleiben und ihnen unverändert Rückversicherungs­kapazitäten für Naturkatastrophenschäden anbieten.

Auch das Kapitalmarktumfeld ist im Berichtsjahr durchaus schwierig gewesen. Insbesondere die Staatsschuldenkrise in der Eurozone hat zu einer erheblichen Volatilität geführt. Andererseits hat aber auch das im Berichtsjahr stark verringerte Zinsniveau für Staatsanleihen mit guter Bonität zu entsprechenden Kursgewinnen geführt, die sich in den Bilanzen der Rückversicherer niederschlagen. Für die mittelfristige Zukunft geht die Mehrzahl der Ökonomen davon aus, dass das Zinsniveau niedrig bleiben wird. Dies wird voraussichtlich zu einer graduellen Reduzierung der Investmenterträge bei Versicherern und Rückversicherern führen, die es erforderlich macht, ein verbessertes versicherungstechnisches Ergebnis zu erreichen.

Verehrte Aktionäre, auch wir waren in erheblichem Maße von den Großschäden betroffen. So erreichte die Großschadenbelastung einen Wert von 981 Millionen Euro netto, der immerhin um 451 Millionen Euro über dem Schaden­erwartungs­wert lag. Aufgrund der Schäden im ersten Quartal hatten wir ja bereits unsere Prognose von 650 Millionen Euro auf einen Gewinn von mehr als 500 Millionen Euro reduziert. Dass wir letztlich einen Nettoertrag von 606 Millionen Euro erreichen konnten, kann angesichts dieser Großschadenbelastung durchaus als erfreulich angesehen werden.

Besonders erfreulich ist auch, dass wir in dem schwierigen Jahr 2011 unser Eigenkapital und den Buchwert je Aktie um mehr als 10 Prozent steigern konnten. Aufgrund des sehr positiven operativen Cashflows stiegen zudem die selbstverwalteten Kapitalanlagen im Berichtszeitraum um mehr als 2,9 Milliarden Euro, das sind 11,5 Prozent, auf nunmehr 28,3 Milliarden Euro. Wir haben mithin auch im Jahr 2011 den Unternehmenswert und die Finanzkraft Ihrer Hannover Rück substanziell steigern können. Dies alles wäre nicht ohne den exzellenten Beitrag aller unserer Mitarbeiter möglich gewesen, für den ich mich an dieser Stelle auch im Namen meiner Vorstandskollegen recht herzlich bedanken möchte. Ganz besonders gilt dies auch für die Mitarbeiter unserer Niederlassung in Tokio, die durch die Auswirkungen des verheerenden Erdbebens in Japan auch persönlich betroffen sind.

Insbesondere das gestiegene Eigenkapital ermöglicht es uns, für das Jahr 2011 eine Dividende auszuschütten, die sogar etwas oberhalb unseres strategischen Dividendenziels von 35 bis 40 Prozent unseres Konzernjahresüberschusses liegt. Aufsichtsrat und Vorstand werden der Hauptversammlung vorschlagen, Ihnen eine Dividende von 2,10 Euro je Aktie zu zahlen.

Lassen Sie mich zurückkommen zum Verlauf des Geschäftsjahres: In unserem Geschäftsfeld Schaden-Rückversicherung konnten wir an den Wachstumspfad der vergangenen Jahre anknüpfen. So stieg unser Prämienvolumen um 7,7 Prozent, währungsadjustiert um 9,4 Prozent, auf mehr als 6,8 Milliarden Euro. Dieses gezielte und selektive Wachstum rührte insbesondere aus unserem Geschäft der Spezialbranchen sowie aus den Emerging Markets. Unterstützt wurden die Wachstumsimpulse vor allem auch dadurch, dass sich infolge der erheblichen Großschäden des ersten Quartals vom April 2011 an eine deutliche Verbesserung der Rückversicherungskonditionen durchsetzte. Aber auch das Nettoergebnis unseres Geschäftsfelds Schaden-Rückversicherung fiel mit einem Ertrag von 456 Millionen Euro nach Steuern und Anteilen nicht beherrschender Gesellschafter angesichts der erwähnten hohen Großschadenbelastung sehr zufriedenstellend aus. Dies ist umso bemerkenswerter, als sich trotz der im Geschäftsjahr angefallenen Abwicklungsgewinne auf unsere Schadenreserven deren Konfidenzniveau weiter erhöht hat. Die insgesamt positive Bewertung des Ergebnisses wird auch nicht dadurch geschmälert, dass es von Steuerrück­zahlungen inklusive der darauf anfallenden Zinsen in Höhe von insgesamt 128 Millionen Euro profitiert hat. Schließlich sind die Vorjahre ja auch entsprechend belastet gewesen.

Angesichts der erwähnten Großschadenlast stieg die kombinierte Schaden-/Kostenquote auf 104,3 Prozent nach 98,2 Prozent im Vorjahr. Dies wurde jedoch durch eine sehr erfreuliche Steigerung der Kapitalanlageerträge um 17,2 Prozent zumindest teilweise ausgeglichen.

Unser zweites Geschäftsfeld – die Personen-Rückversicherung – entwickelte sich im Berichtsjahr weniger stürmisch als in den Jahren zuvor. Dies gilt sowohl für das Prämienwachstum als auch für die Ergebnisentwicklung. Dennoch konnten wir mit einem Nettoertrag von 182 Millionen Euro noch ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. Erfreulich entwickelte sich das Geschäft in Großbritannien, Deutschland, Skandinavien, Frankreich und in den asiatischen Märkten, wo wir insgesamt gute Ergebnisse erzielen konnten. Allerdings wurde unser australisches Geschäft beeinträchtigt, da dort Nachreservierungen des Invaliditätsgeschäfts notwendig geworden waren. Auf die sich abzeichnende schwierigere Entwicklung dieses Geschäftsbereichs hatten wir bereits in der Vergangenheit reagiert und seit 2009 kein Neugeschäft in Bezug auf die betroffenen Deckungskonzepte mehr gezeichnet. Auswirkungen auf das Ergebnis der Personen-Rückversicherung hatten auch die volatilen Bedingungen an den Kapitalmärkten. Die Ausweitung der Risikoaufschläge an den Anleihemärkten führte hier zu einer negativen Entwicklung des zu bildenden Derivats auf die Depots, die in unserem Namen bei amerikanischen Zedenten gehalten werden.

Nach wie vor sehen wir gute Geschäftschancen im Bereich der Langlebigkeits­risiken aus Großbritannien. So haben wir im Dezember erfolgreich eine Block-Transaktion abgeschlossen, die Langlebigkeitsrisiko eines Pensionsfonds sichert. Hier tragen wir ausschließlich das biometrische Risiko der Langlebigkeit, nicht aber die Investmentund Inflationsrisiken. Der Umfang der übernommenen zukünftigen Pensionsverpflichtungen betrug rund 800 Millionen Britische Pfund, die uns zuzüglich der Rückversicherungsmarge im Laufe der Abwicklungszeit des Blocks als Prämie zufließen werden. Die Übernahme solcher Langlebigkeits­risiken erfordert einen nur recht geringen Kapitaleinsatz, da sie mit Sterblichkeitsrisiken negativ korreliert. Dies führt zu einer attraktiven Eigenkapitalrendite für dieses Geschäft.

Gestärkt haben wir im Berichtsjahr auch unser traditionelles US-amerikanisches Risikolebensrückversicherungsgeschäft. Wir konnten nicht nur im Neugeschäft wachsen, sondern haben auch einen weiteren Rückversicherungsbestand übernommen. Dieser generiert ein jährliches Prämienvolumen von rund 80 Millionen US-Dollar bei attraktiven Margen.

Mit der Entwicklung unserer Kapitalanlagen sind wir trotz der Turbulenzen an den internationalen Kapitalmärkten sehr zufrieden. Dank des gestiegenen Anlagevolumens konnten wir die ordentlichen Kapitalanlageerträge trotz der gesunkenen Zinsen um fast 10 Prozent ausbauen. Zudem wurden im Rahmen erfolgter Portefeuille-Reallokationen von Staats- in Unternehmensanleihen Erträge erzielt, die einen signifikanten Teil der realisierten Nettogewinne insgesamt ausmachen. Die Zuflüsse aus dem operativen Cashflow haben wir hauptsächlich in Unternehmensanleihen, besicherte Anleihen und Immobilien investiert.

Unser Portefeuille börsennotierter Aktien, das wir seit dem 3. Quartal 2010 wieder aufgebaut hatten, haben wir nahezu ergebnisneutral veräußert. Auf der Basis unseres – nach den Erfahrungen des Jahres 2008 – verbesserten Risikosteuerungssystems hatten wir uns hierzu im Anschluss an die sprunghaft gestiegene Volatilität der Aktienmärkte nach dem Erdbeben in Japan entschlossen. Der Preisverfall der Aktienmärkte im Verlauf des Jahres hatte so keine negativen Auswirkungen mehr für unser Ergebnis.

Insgesamt konnten wir so ein Kapitalanlageergebnis aus selbstverwalteten Kapitalanlagen erzielen, das erstmals über 1 Milliarde Euro lag. Inklusive der Depotzinserträge und Aufwendungen stieg das Kapitalanlageergebnis um 10 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und erreichte damit den höchsten Wert in der Geschichte der Hannover Rück.

Verehrte Aktionäre, im Berichtsjahr stand turnusgemäß die Überprüfung unserer Unternehmensstrategie auf dem Programm. In der überarbeiteten Strategie haben wir unser Geschäftsmodell noch klarer herausgearbeitet und die Grundlage dafür geschaffen, dass die einzelnen Organisationseinheiten ihre Ziele stringent auf die übergreifenden strategischen Ziele ausrichten. Auf diese Weise wollen wir unsere Position als eine der führenden Rückversicherungs­gruppen weiter ausbauen und festigen. Im Fokus stehen dabei das profitable Wachstum und eine dauerhaft überdurchschnittliche Verzinsung unseres Eigenkapitals. Dem Risikomanagement kommt eine besondere Bedeutung zu. Auf der Grundlage unseres internen Risikokapitalmodells steuern wir die übernommenen Risiken mit dem Ziel, die risikogewichtete Rendite zu optimieren. Dabei legen wir Wert darauf, unser Eigenkapital gegen eine zu hohe Volatilität der Ergebnisse zu schützen. Mit Blick auf das Schadenjahr 2011 und seiner Häufung der Naturkatastrophen können wir angesichts der Ergebnissituation Ihrer Hannover Rück konstatieren, dass sich unser Risikomanagement erneut als belastbar erwiesen hat.

Die Staatsschuldenkrise im Euroraum sowie die Häufung von Großschäden haben im Berichtsjahr einen dämpfenden Einfluss auf die Entwicklung der Hannover Rück-Aktie gehabt. Inklusive der gezahlten Dividende ist die „Performance“ dennoch leicht positiv gewesen und hat sich mithin etwas besser als der DAX und der MDAX entwickelt.

Lassen Sie mich noch einen Blick auf das laufende Geschäftsjahr werfen. Das Marktumfeld in der Schaden- und Personen-Rückversicherung stellt sich derzeit noch etwas günstiger dar als im Vorjahr. Insbesondere in der Schaden-Rückversicherung beobachten wir eine leichte Verhärtung der Märkte, getrieben durch Ratenerhöhungen im Sachkatastrophengeschäft und schadenbelasteten Programmen. Dies hat sich für uns auch bei der Hauptvertrags­erneuerungs­runde zum 1. Januar 2012 gezeigt, wo wir bei steigenden Raten ein Prämienwachstum von 6 Prozent erzielen konnten. Auch in der Personen-Rückversicherung sehen wir gute Chancen für weiteres profitables Wachstum. Dies bezieht sich insbesondere auf das US-amerikanische Risikolebensrück­versicherungs­geschäft, das Langlebigkeitsgeschäft in Großbritannien, aber auch auf die Märkte in Osteuropa und Asien. Wir gehen daher davon aus, dass wir den Wachstumspfad, auf dem wir uns seit 2009 befinden, werden weiter fortsetzen können, sowohl in der Schaden- als auch in der Personen-Rückversicherung. Auch glauben wir, dass wir bei weiter steigenden selbstverwalteten Kapitalanlagen eine Nettorendite in der Größenordnung von 3,5 Prozent erzielen können.

Verehrte Aktionäre, ich danke Ihnen ganz herzlich für Ihr Vertrauen – auch im Namen meiner Vorstandskollegen. Wir werden auch zukünftig alles tun, um das Geschäft der Hannover Rück in den kommenden Jahren unter Beachtung der Chancen und Risiken weiter erfolgreich zu entwickeln. Es ist und bleibt unser Ziel, den Wert Ihrer Gesellschaft nachhaltig zu steigern.

Unterschrift - Ulrich Wallin

Ulrich Wallin
Vorsitzender des Vorstands

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