Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die Weltwirtschaft wuchs 2014 um 3,4 % und lag damit leicht über dem Niveau des Vorjahres (3,2 %). Dies ist im mittelfristigen Vergleich eine moderate Wachstumsrate. Unterjährig entwickelte sich die Weltkonjunktur hingegen in zwei Phasen: Nachdem die Produktion im ersten Halbjahr nur sehr verhalten zugenommen hatte, zog sie im zweiten Halbjahr deutlich an. Parallel zur Produktion bewegte sich auch der Welthandel.
In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften bzw. Wirtschaftsregionen entwickelte sich die Konjunktur ebenfalls recht unterschiedlich: Positive Signale kamen dabei aus den USA und aus Großbritannien. Dank einer deutlich verbesserten Situation auf den Arbeitsmärkten zog der Expansionstrend in beiden Ländern spürbar an. Im Euroraum dagegen nahm die Wirtschaftsaktivität nur gering zu, nachdem die wirtschaftliche Erholung im Frühjahr sogar zum Stillstand gekommen war, da sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich verbessert hatten. Japan rutschte sogar erneut in eine Rezession, die allerdings nur vorübergehend sein dürfte.
Erfreulicher entwickelte sich 2014 die Konjunktur in den Schwellenländern, wobei die Grundtendenz allerdings nach wie vor noch gedämpft ist. In China und Indien stellte sich im Jahresverlauf eine Belebung auf niedrigem Niveau ein. Dies galt auch für Lateinamerika; hier konnte Brasilien seinen konjunkturellen Tiefpunkt überwinden. In Russland kam es aufgrund einer Rekordgetreideernte nicht zu dem erwarteten Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion, wenngleich die politische Krise um die Ukraine das Investitionsklima zunehmend trübte.
USA
Die US-Wirtschaft konnte ihren positiven Trend stabilisieren: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erreichte 2014 wie im Vorjahr eine Wachstumsrate von 2,2 %. Damit legte die Volkswirtschaft so stark zu wie kaum ein anderes Industrieland. Die Ausfuhren zogen an, aber auch andere Wirtschaftsbereiche legten kräftig zu. Neben mehr Investitionen durch Unternehmen und erhöhten Konsumausgaben der Verbraucher trug auch der Staat zum Wachstum bei: Er steigerte z. B. seine Rüstungsausgaben so kräftig wie seit Jahren nicht. Auf dem Arbeitsmarkt stieg so die Erwerbstätigkeit weiter an, sodass die Arbeitslosenquote im Oktober mit 5,8 % auf den niedrigsten Stand seit langer Zeit sank.
Europa
Die Konjunktur im Euroraum konnte sich 2014 zwar erholen, blieb aber insgesamt schwach. Nach einem Rückgang im Vorjahr (-0,4 %) stellte sich für 2014 ein leichtes Wachstum von 0,8 % ein. Zwei wesentliche Faktoren für die immer noch unbefriedigende Konjunkturentwicklung waren die anhaltende Wachstumsschwäche in Italien (-0,4 %) und die erst sehr spät im Jahr anziehende Konjunktur in Deutschland. Auch in Frankreich stieg die Wirtschaftsleistung nur gering (+0,4 %). Im Krisenland Griechenland setzte sich die Erholung weiter fort (+1,0 %) und auch in Spanien zog die Wirtschaft wieder an (+1,3 %). Der europäische Arbeitsmarkt stabilisierte sich weiter, wobei die Arbeitslosigkeit mit 11,6 % nach wie vor hoch war und zwischen den Ländern zum Teil große Schwankungen aufwies. Der Verbraucherpreisanstieg war mit 0,5 % noch einmal geringer als im Vorjahr.
Wachstumsbegünstigend wirkten in Europa im Juni und September 2014 weitere geldpolitische Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der zum Jahresende hin deutlich gesunkene Ölpreis.
Deutschland
Gestützt durch das milde Winterwetter startete die Konjunktur in Deutschland gut ins Jahr 2014. Aber schon während des Frühjahrs kühlte sich das Investitionsklima deutlich ab. Erst zum Jahresende hin zeigten sich wieder Erholungstendenzen. Über das Gesamtjahr betrachtet stieg das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 %. Wesentliche Stütze des Aufschwungs war der private Konsum. Dabei regten das niedrige Zinsumfeld und die geringen Energiekosten den Verbrauch zusätzlich an. Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wurde auch vom Außenhandel gestützt. So stiegen die Exporte im Sommerhalbjahr stärker als die Importe. Wichtigster Wachstumsmotor blieb insgesamt weiter die Binnenwirtschaft. Der Arbeitsmarkt erholte sich über das Jahr gesehen weiter und erreichte im November mit 43,1 Mio. Beschäftigten (+1,0 %) ein Rekordniveau.
Die Preistendenz in Deutschland blieb 2014 aufwärtsgerichtet, wobei die niedrigen Energiepreise die Teuerung maßgeblich dämpften. Die Verbraucherpreise stiegen um 1,0 %. Auf der inländischen Erzeugerseite bewegten sich die Preise für Vorleistungs-, Investitions- und Konsumgüter nach oben und bei den Bauleistungen hielt der Preisauftrieb weiter an. Die Kaufpreise bei Wohneigentum stiegen vergleichsweise moderat.
Asien
Nach einer ausgeprägten Schwäche im ersten Halbjahr 2014 zog die Produktion in den meisten großen Schwellenländern im zweiten Halbjahr wieder an. In China setzte die Belebung bereits im Frühjahr ein, wobei das Wachstum im Gesamtjahr mit 7,4 % für die Landesverhältnisse moderat ausfiel. Zudem wurde es durch temporäre wirtschaftspolitische Impulse gestützt. Auf der Marktseite profitierte die chinesische Volkswirtschaft von einer besonders lebhaften Auslandsnachfrage; belastet wurde die Konjunktur durch den Abschwung am Immobilienmarkt. Dieser drückte den Preis für Wohnraum und dämpfte den Auftrieb der Verbraucherpreise.
Indien baute seine Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr auf 5,9 % aus, wobei die industrielle Produktion zum Jahresende hin bereits wieder langsamer wuchs.
In Japan leitete die Erhöhung der Mehrwertsteuer im Frühjahr bei den Verbrauchern einen erheblichen Nachfragerückgang ein, der sich im Jahresverlauf nur zögerlich auflöste. Auch die Wirtschaft entwickelte sich spürbar gedrückt und brach besonders im zweiten Quartal 2014 stark ein. Dies veranlasste die Notenbank ein weiteres Mal, geldpolitische Maßnahmen zu ergreifen. Zum Jahresende hin zeigten die Indikatoren wieder auf Erholung. Insgesamt lag das Wachstum 2014 bei 0,2 %.
Kapitalmärkte
Die Euro-Schuldenkrise wirkte sich 2014 nur noch indirekt auf die Kapitalmärkte aus. Deutlich mehr geprägt waren diese insbesondere zum Jahresende in der Eurozone durch Befürchtungen der Marktteilnehmer, dass sich die Preise deflationär entwickeln würden. In der Folge wurde die expansive Geldpolitik der Zentralbanken in unseren Hauptwährungsräumen Euro und US-Dollar weitergeführt. So senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins für den Euroraum im Laufe des Jahres ausgehend von 0,25 % zweimal auf nunmehr 0,05 % ab, während die US-Notenbank (Fed) den US-Dollar-Leitzins wie schon seit Ende des Jahres 2008 unverändert niedrig bei 0,00 % bis 0,25 % beließ. Allerdings beendete die Fed im vierten Quartal ihre Stützungskäufe von Anleihen am US-Bond-Markt, während die EZB eben dies zum Jahresende für den Euro-Staatsanleihenmarkt ins Gespräch brachte. Auf Jahressicht waren bei deutschen und britischen Staatsanleihen bei allen Laufzeiten teils deutliche Renditerückgänge zu verzeichnen. Beispielsweise ging die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen im Verlauf des Jahres von 1,9 % auf 0,5 % zurück.
Diese Rückgänge wurden durch die Erwartungen des Markts hinsichtlich bevorstehender aktiver Markteingriffe seitens der EZB begünstigt, aber auch durch hohe Liquidität in den Märkten und die Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten. Bei US-amerikanischen Staatsanleihen waren lediglich im kurz- bis mittelfristigen Bereich vereinzelt leichte Renditeanstiege zu beobachten; längere Laufzeiten verzeichneten allerdings auch hier Renditerückgänge. So sank die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen im Laufe des Jahres von 3,0 % auf 2,2 %. Dieser Rückgang ist primär auf gedämpfte Inflationserwartungen zurückzuführen. Bei den in Europa im Fokus stehenden Staaten mit höheren Risikoaufschlägen ergab sich weitgehend ein Bild der Erholung. Staatsanleihen Griechenlands quittierten Ende des Jahres aufkommende Unsicherheiten hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Zukunft des Landes mit steigenden Renditen. Die Risikoaufschläge bei den Investmentgrade-Unternehmensanleihen unserer Hauptwährungsräume reduzierten sich im Jahresverlauf etwas. Im Sub-Investmentgrade war das Bild uneinheitlich. Die sich schließlich ergebenden Renditerückgänge speisten sich primär aus der Zinskomponente.
Die maßgeblichen Aktienmärkte verzeichneten im Verlaufe des Jahres teils historische Höchststände, wobei es nur dem US-Markt gelang, über das Jahr hinweg deutliche Kursgewinne zu verzeichnen. Die europäischen Indizes hingegen traten im Jahresvergleich eher auf der Stelle. Geprägt waren die Märkte auch hier durch die weiterhin expansive Geldpolitik der Zentralbanken und die Suche der Investoren nach renditeträchtigen Anlagen. Die hohen Kursniveaus können letztlich aber nur zum Teil durch fundamentale Kenngrößen erklärt werden. Die globalwirtschaftliche Entwicklung ist weiterhin von diversen Unsicherheiten und Risiken gekennzeichnet. Insbesondere die globale Heterogenität durch unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklungen und lokale Krisenherde wie in der Ukraine sind hier als Ursachen zu nennen. Diese Unterschiede werden noch gefördert durch den starken Verfall des Ölpreises, der zum einen der Wirtschaft der Länder mit hohem Energieverbrauch zugutekommt, andererseits aber den Haushalt erdölfördernder Länder gefährdet.
Der Euro fiel im Jahresverlauf gegenüber dem US-Dollar deutlich von 1,38 EUR auf 1,22 EUR. Auch gegenüber dem Britischen Pfund sowie dem Australischen und dem Kanadischen Dollar verlor er insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres deutlich an Wert. Das lag zu einem großen Teil an den niedrigen aktuellen Renditeniveaus des Euroraums, aber auch an den geringen Erwartungen hinsichtlich einer baldigen Erholung.
Eine ausführlichere Kommentierung der Entwicklung der Kapitalanlagen für die Hannover Rück geben wir im Kapitel „Kapitalanlagen“.