Für die internationale Versicherungswirtschaft blieb das Umfeld 2015 herausfordernd: Da das allgemeine Zinsumfeld weiterhin extrem niedrig blieb, richteten die Versicherer ihre Aufmerksamkeit besonders auf die Werterhaltung der Kapitalanlagen und die Stabilität der Rendite.

Eine Reaktion auf die anspruchsvoller werdenden Marktbedingungen im Versicherungsmarkt ist die spürbare Zunahme von Zusammenschlüssen – durch Fusion, durch Übernahmen und auch durch Kapitalbeteiligungen. Laut Branchenanalysten waren die M & A-Aktivitäten sowohl bei den Erst- als auch bei den Rückversicherern im vergangenen Jahr so intensiv wie seit Langem nicht mehr. Allein innerhalb der ersten neun Monate wurden weltweit 15 Transaktionen dokumentiert. Nach ihrer Einschätzung wird dieser Trend auch 2016 anhalten.

Auch 2015 bestimmte die Vorbereitung auf die neuen Anforderungen zur finanziellen Risikoabsicherung die Aufmerksamkeit der Versicherungswirtschaft. In Europa ist dies Solvency II: Die von der EU-Kommission initiierte Reform des Versicherungsaufsichtsrechts trat am 1. Januar 2016 in Kraft und verpflichtet die Schaden- und Personenversicherer insbesondere zu einer höheren Mindest-Eigenmittelausstattung. Für eine schrittweise Einführung der geänderten Methodik zur Bewertung der Rückstellungen, um das erforderliche Eigenkapital sukzessive aufbauen zu können, räumen die Regulierer eine Übergangsfrist ein. In diesem Zusammenhang haben einige große Rückversicherer die Genehmigung der BaFin für die Nutzung ihrer internen Kapitalmodelle erhalten und weisen bereits heute vergleichsweise hohe Kapitalquoten auf.

Die risikobasierten Solvenz-Systeme rücken derzeit weltweit in den Fokus. So werden zum Beispiel in China das Risk Oriented Solvency System (C-ROSS) und in Südafrika das Solvency Assessment and Management (SAM) eingeführt.

Im Bereich der Schaden-Rückversicherung hielt der intensive Wettbewerb auch 2015 an: Angesichts ausgebliebener marktverändernder Großschäden blieb die Kapitalisierung der Erstversicherer weiterhin hoch, sodass sich der Trend zur Erhöhung des Selbstbehalts erneut fortsetzte. Gleichzeitig baute der Markt für besicherte Rückversicherungsprodukte weiter erhebliche Kapazitäten auf und absorbierte auf diese Weise zusätzlich Risiken, die bislang im Rückversicherungsmarkt abgedeckt wurden. Für die Rückversicherungsbranche ging dies einher mit weiterem Druck auf Preise und Bedingungen. Ein Stück weit konnte dieser Rückgang durch eine gesteigerte Nachfrage kompensiert werden, die durch die Vorbereitung auf die Solvency II-Anforderungen bedingt war.

Auf der Produktseite eröffneten sich auch 2015 interessante Perspektiven: So kurbelt z. B. die zunehmende Digitalisierung die Nachfrage nach Deckungen für Cyber-Risiken an.

Der Markt für Personen-Rückversicherung befindet sich weiterhin in einem Anpassungsprozess: In Deutschland sank die Attraktivität der klassischen Lebensversicherungspolicen in Verbindung mit dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld weiter. In Großbritannien brachte die Reform des Rentengesetzes im April den Pensionsmarkt in Bewegung: Für die Langlebigkeits- (Rück-)Versicherungsindustrie bedeutet die Reform, dass die gegenwärtigen Versicherungslösungen an neue Bedingungen angepasst werden müssen.

Weltweit führt der demografische Wandel zu einer gestiegenen Nachfrage nach Rückversicherung im Hinblick auf Langlebigkeitslösungen. Zudem stieg die Nachfrage nach sogenannten Lifestyle-Produkten: Dabei handelt es sich vornehmlich um Lebensversicherungen, deren Prämie an das Gesundheitsverhalten der Versicherten geknüpft ist (z. B. Fitness, Ernährung). Diese Produkte wurden besonders in Australien, Südafrika und den USA nachgefragt.

Der chinesische Versicherungsmarkt wächst weiter überdurchschnittlich. Die neuen Solvenzvorschriften (C-ROSS), die zum 1. Januar 2016 eingeführt wurden, waren von den Versicherern bereits 2015 „probehalber“ anzuwenden. Dies beeinflusste das Nachfrageverhalten nach Rückversicherungen.

 

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