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Im folgenden Abschnitt stellen wir das verfügbare ökonomische Kapital dem benötigten Risikokapital gegenüber. Die Hannover Rück ermittelt das ökonomische Eigenkapital als Differenz aus den marktkonsistenten Werten der Aktiva und Passiva. Während für die meisten Kapitalanlagen Marktwerte vorliegen, erfordert die marktkonsistente Bewertung von Rückversicherungsverträgen ein spezifisches Bewertungsmodell. Wir ermitteln den marktkonsistenten Wert versicherungstechnischer Positionen als Barwert der mithilfe von versicherungsmathematischen Methoden projizierten Zahlungen. Dieser wird um einen Risikoaufschlag adjustiert und beinhaltet die Schwankung der zukünftigen Zahlungen. Diese Schwankungen resultieren aus Risiken, die nicht durch Kapitalmarktprodukte abgesichert werden können, wie etwa versicherungstechnische Risiken. Zur Diskontierung der Zahlungsströme verwenden wir die nach Solvency II-Vorgaben ermittelten risikolosen Basiszinskurven ohne Volatilitätsanpassung oder Matching- Anpassung. Die Marktpreise für Optionen und Garantien, die in Versicherungsverträgen eingebettet sind, werden mit finanzmathematischen Optionsbewertungsmodellen ermittelt bzw. approximiert. Die Bedeutung dieser Optionen und Garantien in unserem Portefeuille ist allerdings gering. Die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen in der folgenden Tabelle geben die Markt-Buchwert-Differenz derjenigen Kapitalanlagen an, die unter IFRS zu Buchwerten ausgewiesen werden. Sonstige Anpassungen umfassen vor allem die latenten Steuern sowie gemäß Solvency II-Vorgaben den Abzug vorhersehbarer Dividenden. Das verfügbare ökonomische Kapital, das als Haftungskapital für Versicherungsnehmer zur Verfügung steht, setzt sich zusammen aus dem ökonomischen Eigenkapital und dem Hybridkapital. Das Hybridkapital wird gemäß Solvency IIVorgaben mit einem marktkonsistenten Wert angesetzt, wobei Veränderungen des eigenen Kreditrisikos nicht in die Bewertung einfließen.

Das verfügbare ökonomische Kapital zum 30. September 2015 stieg im Vergleich zum 31. Dezember 2014 von 12.443,9 Mio. EUR auf 12.614,7 Mio. EUR. Die wesentlichen Gründe dafür sind das gute Geschäftsergebnis in den ersten drei Quartalen sowie positive Effekte aus dem gegenüber unseren Hauptfremdwährungen schwächer gewordenen Euro und aus den ökonomischen Anpassungen der versicherungstechnischen Rückstellungen. Die Bewertungsanpassungen stiegen vor allem durch die gute Neugeschäftsentwicklung im Bereich der Personen-Rückversicherung und durch eine positivere Einschätzung zukünftiger Cashflows im Bereich der Schaden-Rückversicherung. Demgegenüber steht ein Rückgang des verfügbaren Kapitals aus nachrangigen Schuldverschreibungen aufgrund der Rückzahlung einer Hybridanleihe.

Übergangsrechnung (ökonomisches Kapital/Eigenkapital)
in Mio. EUR 30.9.2015 31.12.2014
Eigenkapital 8.428,1 8.253,0
Anpassungen der selbstverwalteten Kapitalanlagen 510,6 555,5
Anpassungen technische Rückstellungen1 3.791,0 3.063,3
Anpassungen für Steuern und Sonstige2 -1.698,6 -1.414,4
Ökonomisches Eigenkapital 11.031,1 10.457,4
Hybridkapital 1.583,6 1.986,5
Verfügbares ökonomisches Kapital 12.614,7 12.443,9

Das benötigte Risikokapital der Hannover Rück-Gruppe zum Zielsicherheitsniveau 99,97 % stieg zum 30. September 2015 im Vergleich zum 31. Dezember 2014 von 7.786,6 Mio. EUR auf 9.593,0 Mio. EUR. Hauptgrund für den Anstieg ist der gegenüber unseren Hauptfremdwährungen schwächere Euro und die damit verbundenen höheren Volumen in Fremdwährung, die den Risiken zu Grunde liegen, wie zum Beispiel das Volumen der Kapitalanlagen oder der Schadenreserven. Diese wechselkursbedingten Volumenerhöhungen führten zu einem Anstieg des Risikokapitals in allen Risikokategorien. Hinzu kam ein Rückgang des Diversifikationseffektes, der sich aus den Abhängigkeiten insbesondere zwischen den US-Dollar dominierten Risiken ergab. Der Rückgang des Steuereffektes resultiert daraus, das bei aktuell höherem Risikokapital die verlustmindernde Wirkung von Steuern stärkerem Begrenzungen unterliegt.

Bei den Marktrisiken führte neben der volumenbedingten Erhöhung auch ein Aufbau der Aktienquote zu einem Risikoanstieg.

Die versicherungstechnischen Risiken der Schaden-Rückversicherung stiegen hauptsächlich aufgrund der höheren Reservevolumen und der höheren Katastrophenrisiken, die vor allem eine Folge des stärkeren US-Dollars waren. Die Erhöhung der versicherungstechnischen Risiken in der Personen-Rückversicherung ergab sich zusätzlich zu dem wechselkursbedingten Anstieg auch durch höhere Geschäftsvolumina im Bereich der Langlebigkeitsrisiken.

Bei den Forderungsausfallrisiken resultiert der Anstieg vor allem aus einem höheren Volumen an Barmitteln und kurzfristigen Einlagen. Die operationalen Risiken entwickelten sich im Einklang mit den unterliegenden Geschäftsvolumina.

Das interne Kapitalmodell basiert auf aktuellen Verfahren aus der Versicherungs- und Finanzmathematik. Für versicherungstechnische Risiken können wir auf eine reichhaltige interne Datenhistorie zur Schätzung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen z. B. für das Reserverisiko zugreifen. Für Risiken aus Naturgefahren verwenden wir externe Modelle, die im Rahmen einer ausführlichen internen Begutachtung so angepasst werden, dass sie unser Risikoprofil möglichst gut abbilden. Im Bereich der Personen-Rückversicherung werden langfristige Zahlungsströme unter verschiedenen Szenarien ermittelt. Bei allen genannten Risiken greifen wir auf interne Daten zur Festlegung der Szenarien und Wahrscheinlichkeitsverteilungen zurück. Angereichert werden die internen Daten durch Parameter, die unsere internen Experten festlegen. Diese Parameter sind vor allem im Bereich extremer, bisher nicht beobachteter Ereignisse von Bedeutung.

Bei der Aggregation der einzelnen Risiken berücksichtigen wir Abhängigkeiten zwischen den Risikofaktoren. Abhängigkeiten entstehen zum Beispiel durch Marktschocks wie die Finanzkrise, die gleichzeitig viele Marktsegmente betreffen. Zudem können Marktphänomene wie Preiszyklen dafür sorgen, dass mehrere Betrachtungsperioden miteinander zusammenhängen. Wir gehen generell davon aus, dass nicht alle Extremereignisse gleichzeitig eintreten. Die Abwesenheit vollständiger Abhängigkeit wird als Diversifikation bezeichnet. Das Geschäftsmodell der Hannover Rück basiert unter anderem darauf, ein möglichst ausgewogenes Portefeuille aufzubauen, sodass möglichst hohe Diversifikationseffekte erzielt werden, und das Kapital effizient eingesetzt werden kann. Diversifikation besteht zwischen einzelnen Rückversicherungsverträgen, Sparten, Geschäftssegmenten und Risiken. Entsprechend dem Kapitalbedarf unserer Geschäftssegmente sowie Sparten und auf Basis ihres Beitrags zur Diversifizierung legen wir die zu erwirtschaftenden Kapitalkosten pro Geschäftseinheit fest.

Benötigtes Risikokapital
in Mio. EUR 30.9.2015 31.12.2014
Sicherheits­niveau 99,97 % Sicherheits­niveau 99,5 % Sicherheits­niveau 99,97 % Sicherheits­niveau 99,5 %
Versicherungstechnisches Risiko Schaden-Rückversicherung 5.377,3 3.408,9 5.023,1 3.101,1
Versicherungstechnisches Risiko Personen-Rückversicherung 3.441,9 2.109,6 3.327,2 1.906,9
Marktrisiko 5.527,9 3.903,1 5.141,9 3.521,6
Forderungsausfallrisiko 881,0 279,9 756,3 254,7
Operationales Risiko 684,8 431,1 595,4 382,7
Diversifikation -5.070,0 -3.329,5 -5.687,1 -3.299,6
Steuereffekte -1.249,9 -1.676,8 -1.370,2 -1.514,3
Benötigtes Risikokapital Hannover Rück-Gruppe 9.593,0 5.126,3 7.786,6 4.353,1
 

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